Unsere Lebensweise im Anthropozän – dies bezieht sich vornehmlich auf den Globalen Norden – hat zu einer zunehmenden Zerstörung der planetaren
Wie sollten wir uns in Zukunft ernähren?
Unser individueller Lebensstil – wie wir essen, uns bewegen, wohnen, arbeiten und unsere Freizeit gestalten – wirkt sich auf unsere Gesundheit aus. Dass dies gleichzeitig Konsequenzen für das Klima, die Ökosysteme und die Ausbreitung schädlicher Stoffe haben kann, liegt auf der Hand, ist den meisten aber vermutlich nicht immer bewusst.
Greifen wir den Bereich Ernährung heraus. In Europa ist ungesunde Ernährung für ein Drittel aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Vor allem stark verarbeitete Lebensmittel mit hohem Anteil tierischer Produkte verursachen immer häufiger Übergewicht, nicht übertragbare chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus, Lungen- und Herz-Kreislauf- sowie Krebserkrankungen.
Gleichzeitig verursacht unser Ernährungssystem etwa 30 Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen, bedingt die Expansion von Agrarflächen, führt zu Entwaldung und der Zerstörung natürlicher Lebensräume. Der Einsatz von Pestiziden befeuert das Artensterben, indem etwa Luft, Wasser und Böden durch Düngemittel und Treibhausgasemissionen verschmutzt und Nährstoffkreisläufe verändert werden. Auch der industrielle Fischfang trägt durch Überfischung zunehmend zur Zerstörung des marinen Ökosystems bei.
Diese Klima- und Umweltveränderungen haben wiederum einen großen Einfluss auf die menschliche Gesundheit, aber auch auf unsere Ernährungssicherheit: Die Erderwärmung und Extremwetterereignisse vermindern Ernteerträge und Nahrungsmittelqualität.
Eine gesunde und gleichzeitig umweltfreundliche Ernährung kann laut WBGU durch eine Transformation der Ernährungsweisen erreicht werden, auch bekannt als
Muss sich unser Gesundheitssystem ändern?
Zur Realisierung der WBGU-Vision bedarf es einer
Dem Gesundheitssektor schreibt der WBGU ein besonderes transformatives Potenzial zu. Bisher werden viele Gesundheitssysteme weltweit den klima- und umweltbedingten Herausforderungen nicht gerecht. Vor allem in Industriestaaten umfassen sie vor allem kurative Maßnahmen, das heißt die Behandlung von bereits eingetretenen Erkrankungen statt deren Vorbeugung und Vermeidung. Weitere Probleme bestehen in einer medizinischen Überversorgung und einer nur mangelnden Vorbereitung auf die neuen Gesundheitsrisiken, beispielsweise durch verbesserten Hitzeschutz der Bevölkerung oder durch eine angepasste Ausbildung des Gesundheitspersonals. Der Gesundheitssektor ist selbst sehr ressourcen-, emissions- und verschmutzungsintensiv. Laut WBGU ist es wichtig, dass die Gesundheitssysteme ihren Ressourcenverbrauch und ihre Treibhausgasemissionen reduzieren und auf Umweltveränderungen besser vorbereitet sind.
Nachhaltige und resiliente Gesundheitssysteme können auch in anderen Sektoren Transformationen anstoßen, indem sie gesunde und nachhaltige Lebensstile fördern und zur Gestaltung gesunder Lebensbedingungen beitragen. Das zeigt ein Beispiel aus der Medizin: Daten über steigende Zahlen von Atemwegserkrankungen können genutzt werden, um über die Gestaltung des Verkehrssektors und über Maßnahmen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung zu entscheiden. Neben dem Gesundheitssektor fällt auch dem Bildungs- und Wissenschaftssektor eine Schlüsselrolle für die Realisierung der WBGU-Vision zu.
Durch Bildung sollen Wissen und Kompetenzen zur Förderung der Gesundheit von Natur und Mensch lebensbegleitend vermittelt werden und zu nachhaltigem Handeln in den Bildungseinrichtungen selbst führen. Dies betrifft schulische und betreuende Einrichtungen bis hin zu akademischen und anderen Bildungszentren für Erwachsene. Das Projekt „Klimawandel: verstehen und handeln“ der Ludwig-Maximilians-Universität München ist nur ein Beispiel, wie sich das Thema durch altersgerechte Bildungsangebote umsetzen lässt. Die Vision erfordert darüber hinaus eine Wissenschaft, die sich gesellschaftlicher Zukunftsgestaltung widmet. Über die gängigen Wissenschaftsdisziplinen hinaus soll transdisziplinär erforscht werden, wie sich zukünftige gesunde und nachhaltige Lebensmodelle gestalten lassen. Es geht um nicht weniger als eine faire und lebenswerte Zukunft.