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Mir scheint, dass das, was du schreibst @julian_andrej_rott, gar nicht so sehr meiner ersten Skizze widerspricht, sondern vor allem einige notwendige Differenzierungen macht. Vermutlich kommt es wirklich auf alles an, auf alle beteiligten Faktoren: auf die konkrete Sprache, auf ihren Ort im „Sprachenkosmos“ des einzelnen Sprechers und auf den Zweck und die Umstände der Sprachverwendung. Das würde denke ich auch mit dem zusammenpassen, was @Valeria_Voelk und @Mark_ThalbergZukov berichten.
Mein oben etwas sorglos und spontan angeführtes Kriterium „literarische Kompetenz“ reicht jedenfalls ganz offensichtlich nicht aus, um diesen unterschiedlichen Rollen der unterschiedlichen Sprachen für die jeweiligen Sprecher auf die Spur zu kommen. Denn dass die Fremdsprache mehr „Ehrlichkeit und Einfachheit“ generieren kann, wie du schreibst, das kenne ich auch und sehe ich auch als ein Plus. Und ja – hier entsteht in der Tat ein Widerspruch zu meinem Aufschlag – das kann auch diesen „therapeutischen“ Effekt vereinfachen, zumindest, was die expressive Dimension angeht, das „Dinge sagen können“.
Die Frage, ob das dann im gleichem Masse transformativ ist, wie eine entsprechende Äusserung in der Muttersprache es wäre, bleibt aber immer noch offen. Ich habe bei mir immer das Gefühl, dass ich, wenn ich wirklich in einer Hinsicht ein anderer werden will durch Sprechen oder v. a. Schreiben, dieses Schreiben in Deutsch stattfinden muss. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass frühe Erfahrungen eben an diese Sprache gebunden sind. Dem gegenüber gibt mir das Russische (oder, wenn ich an meine Uni-Zeit denke, das Französische) zwar die Freiheit, mit weniger Hemmungen zu formulieren, aber ein wenig spreche ich dann auch immer über eine „fremde“ Person, nämlich über eine Person mit deutschsprachiger Kindheit. Der existenzielle Impact ist grösser, wenn ich das gleiche Thema auf Deutsch „konfrontiere“. Alles persönlich-episodische Erfarhungen, natürlich.
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