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Zwei Ideen - Sprache der Klassen und Moralisch Verwerfliche Handlungen durch Nutzung einer Nicht-Muttersprache
Dieser Channel - wie sonst auch - sehr interessant!
Sprache der Klassen
In eurem Pitch oben greift ihr es ja bereits grob auf; “Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, werden täglich mit der Frage konfrontiert, welche Sprache sie in welchem Kontext angemessener verwenden sollen. Trotz größtem Bemühen werden sie von ihrer Umwelt oft missverstanden, was zu kommunikativen Barrieren sowie zu sozialem Stress führen kann.”
In verschiedenen gesellschaftlichen Schichten - Stichwort ‘kulturelles Kapital’ - wird unterschiedliche Gesprochen. Wörter, Tonlagen, Humor, Betonung sind zwischen Putzkräften, Professoren, Lehrern, Obdachlosen, Einwanderern, Young Academics, Kassieren, Hotelfachkräften - ihr versteht worauf ich hinaus will - Andere.
Was für Opportunitätskosten entstehen für Personen, die auf Grund ihres Wechsels von Gesellschaftschichten ihre Sprache anpassen müssen?
Das Migrantenkind, welches sich zum Partner einer Kanzlei hocharbeitet hat, dabei aus einem ärmlichen Arbeiter-Elternhaus kommt. Der Chirurg, der durch unvorhergesehene Geschehnisse in der Arbeitslosigkeit landet.
Ich frage mich ob es möglich ist, trotz langem Verweil - ja sogar das Aufwachsen und damit der Erfahrung noch stärkerer Prägung - in einer sozialen Schicht und der damit einhergehenden Anpassung an eine Sprachweise, ohne großen Arbeitsaufwand sich sprachlichen neuen Gepflogenheiten einer anderen Schicht anzupassen.
Auf was für Hindernisse stoßen Menschen, die solch einen Sprachwandel durchleben? Wie ist es für Vertreter der Schicht auf solch einen Neuling zu stoßen?
Und dann auch rein aus linguistischer Sicht: Welcher Metaphern, welche Redensarten, welches Sprachtempo und Betonung liegt in verschiedenen Schichten vor, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es?
Toll auch zu dem Thema, speziell der Kontrast zwischen Arbeiter & Akademikerklasse das Buch Road to Wigan Pier von Orwell!
Weniger moralische Entscheidungen bei der Benutzung der Nicht-Muttersprache?
Eine Aussage, die ich vor Jahren im Netz mal gefunden habe. Finde ich auch erforschungswürdig.
Folgend ein paar Indizien, dass bei der Entscheidungsfindung in einer Nicht-Muttersprache, die Entscheidungsfindung amoralischere Züge annimmt, als wenn die selbe Entscheidung in der Muttersprache gefällt wird.
Erstens, stimmt das und zweitens, wenn es stimmt, what the fuck?
Dazu eine Recherche - wäre mega!
https://news.uchicago.edu/story/using-foreign-language-changes-moral-decisions
https://www.scientificamerican.com/article/how-morality-changes-in-a-foreign-language/
Danke für den spannenden Beitrag und die zwei Richtungen, in die dieser Kanal navigieren könnte.
Vom zweiten Thema, das ich jetzt ohne großes Vorwissen in den Bereich der Psycholinguistik stecken würde, habe ich noch gar nicht gehört. 🔍
Das Thema Sprache und sozialer Aufstieg, kulturelles Kapital, „Klassenkampf“ interessiert mich wiederum schon seit längerer Zeit. Tolle Autoren aus der Literatur und Philosophie sind für mich in dem Zusammenhang Didier Eribon und Edouard Louis. In Rückkehr nach Reims oder Anleitung ein anderer zu werden kann man diese Themen soziologisch greifen und prosaisch nachfühlen.