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Ob wir die Natur nur schützen, um unsere Lebensgrundlagen zu sichern, oder weil wir sie an sich wertschätzen, ist m.M.n. tatsächlich nicht egal.
Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben: Ich habe angefangen, meinen Balkon naturnah zu gestalten. Anfangs dachte ich hauptsächlich an die Vorteile für mich – eigenes Gemüse und Obst, und auch mehr Erholung durch die etwas wildere, natürliche Schönheit. Doch mit der Zeit habe ich gelernt, den Wert der Artenvielfalt und die Rolle, die jeder kleine Lebensraum im größeren Ökosystem spielt, wirklich zu schätzen. Jetzt pflanze ich gezielt heimische Pflanzen, um Insekten und Vögeln einen Lebensraum zu bieten, selbst wenn das bedeutet, dass mein Balkon manchmal etwas wilder aussieht, als es ein gestylteres Exemplar vielleicht tut - und ich stehe dazu.
Diese Haltung hilft mir auch im Alltag, bewusster mit Ressourcen umzugehen und Entscheidungen zu treffen, die der Umwelt zugutekommen, selbst wenn sie für mich persönlich nicht immer den größten Vorteil bieten. Wenn wir Naturschutz nur aus Eigeninteresse betreiben, besteht die Gefahr, dass wir ihn schnell wieder aufgeben, wenn es unbequem wird oder kurzfristige menschliche Interessen dagegen stehen. Aber wenn wir die Natur auch um ihrer selbst willen schützen, sind wir eher bereit, langfristige und nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen, selbst wenn sie uns nicht sofort Vorteile bringen.
Für mich bringt es definitiv “feel good” und “purpose” Momente mit sich, mich der Natur willen um ihren Schutz zu bemühen - und nachhaltiger ist es allemal.
Ich sehe das ähnlich. Kurzfristig betrachtet ist die Motivation, ob wir die Natur aus eigennützigen Gründen schützen oder der Natur zuliebe, vielleicht zunächst egal. Allerdings ist das dann, ähnlich wie bei einer Krankheit, nicht mehr als eine akute Symptombekämpfung. Damit es unserem Planeten noch lange gut geht, braucht es vor allem eine radikale Prävention und Revitalisierung, die unsere „Freiheit“ teilweise einschränkt. Dafür müssen wir Menschen lernen zurückzustecken - vor allem die, die in privilegierten Verhältnissen aufwachsen und noch nicht allzu stark von Klimakatastrophen o.Ä. betroffen und eingeschränkt sind. Das kann nur durch ein breites Umdenken erfolgen - ein Übereinkommen, dass eben nicht wir an erster Stelle stehen und es etwas gibt, das es mehr Wert ist zu schützen als unser eigenes (Über-)Leben.
Gerade deinen angesprochenen Punkt Privilegiertheit möchte ich nochmal aufgreifen:
Ich denke es ist klar zu erkennen, dass Umwelt- und Naturschutz oft aus einer privilegierten Perspektive erfolgt. Menschen in wohlhabenderen Ländern und sozialen Schichten haben oft mehr Ressourcen und Möglichkeiten, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen, sei es durch den Kauf von Bioprodukten, die Installation von Solarpaneelen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel statt eines Autos. Für viele Menschen weltweit ist dies jedoch nicht möglich. Wirtschaftliche Zwänge und soziokulturelle Bedingungen können es ihnen schwer machen, solche Maßnahmen zu ergreifen.
Zum Beispiel: Jemand, der in einer ländlichen Region eines Entwicklungslandes lebt und auf Landwirtschaft angewiesen ist, hat möglicherweise nicht die Mittel, um nachhaltige Praktiken umzusetzen, selbst wenn er oder sie dies möchte. Auch in Industrieländern stehen Menschen mit niedrigem Einkommen oft vor der Wahl zwischen erschwinglichen, aber umweltschädlichen Produkten und teureren, nachhaltigen Alternativen.
Deshalb ist es wichtig, bei Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen auch die sozialen und wirtschaftlichen Realitäten der Menschen zu berücksichtigen und Lösungen zu finden, die für alle zugänglich und umsetzbar sind. Bei der Diskussion ist es notwendig, dass wir alle auch über unseren eigenen Tellerrand blicken und aus unserer Lebensrealität und -bubble rausdenken, was z.B. bei politischen Diskussionen gerade häufig außer Acht gelassen wird.