Der Beitrag von Calcara und Simón greift eine Diskussion aus dem Forschungsbereich der Politischen Ökonomie auf, die sich mit der Globalisierung der Rüstungsindustrie befasst.
Größere EU-Mitgliedsstaaten wie Frankreich oder Deutschland hätten Calcara und Simón zufolge ein stärkeres Interesse an einem gemeinsamen, aber in sich geschlossenen europäischen Rüstungsmarkt. Davon erhofften sie sich relative Gewinne sowohl gegenüber anderen EU-Mitgliedsstaaten als auch globalen Wettbewerbern. Kleinere Staaten wie Schweden oder Polen hingegen würden einen offenen EU-Rüstungsmarkt bevorzugen, der auch Akteure wie die USA oder das Vereinigte Königreich einbezieht. Hinter dieser Position stehe das Anliegen, sich gegenüber größeren EU-Staaten behaupten zu können.
Die Autoren konzeptualisieren den europäischen Rüstungsmarkt als
Calcara und Simón argumentieren, dass letztere von einer Abschottung in Form eines rüstungswirtschaftlichen Protektionismus auf EU-Ebene profitieren würden. Ihre vergleichsweise große Marktmacht wäre für kleinere EU-Staaten unüberwindbar. Protektionismus würde somit zu einer innereuropäischen Konzentration von Rüstungsunternehmen aus großen EU-Staaten führen. Dadurch entstünden europäische Rüstungschampions. Das würde zwar die Position dieser Staaten und ihrer Unternehmen auf der globalen Ebene stärken, allerdings zum Preis der kompletten Aufgabe rüstungsindustrieller Autonomie kleinerer EU-Staaten, die eine solche Form des Protektionismus aus nachvollziehbaren Gründen ablehnten. Ein auch für Nicht-EU-Staaten offener Markt biete hingegen auch kleineren EU-Staaten die Möglichkeit, sich als Nischenproduzenten für bestimmte Komponenten oder Märkte in Kooperation mit globalen Akteuren zu platzieren.
Mithilfe ihrer Theorie erklären Calcara und Simòn die nationalen Positionierungen in Bezug auf den
Der Beitrag macht die politische Debatte um den Zielkonflikt zwischen Autonomie und Effizienz nachvollziehbar, der mit rüstungswirtschaftlichen Dynamiken einhergeht. Denn oftmals ist es für Staaten effizienter, Rüstung aus dem Ausland zu beschaffen. Das führt jedoch zu einer Schwächung staatlicher Autonomie aufgrund der entstehenden Abhängigkeitsbeziehungen. Das rüstungswirtschaftliche Zwei-Ebenen-Spiel zeigt, dass der Umgang von Staaten mit diesem Zielkonflikt nicht nur in einem globalen Zusammenhang, sondern auch auf regionaler Ebene gesehen werden muss. Hier sind es vor allem die Marktgröße und damit einhergehende Marktmacht, die die institutionellen Präferenzen von EU-Mitgliedstaaten beeinflussen. Um das politische Ziel eines vollständig integrierten europäischen Rüstungsmarkts zu erreichen, müssten größere EU-Staaten also die Bedenken kleinerer Länder ernst nehmen. Denn: Auch europäische „Rüstungs- Champions“ können nur unter Einbeziehung kleiner und mittlerer EU-Staaten und ihrer Industrien entstehen.