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SPECIAL INPUT: Dorothee Boskamp

Interview mit Dorothee Boskamp: „Wir können gar nicht anders“

Dorothee Boskamp unterrichtet die Fächer Kunst und Deutsch an einem Berliner Gymnasium. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen aus dem Schulversuch „Hybrides Lernen”, der Ende 2021 in Berlin als Reaktion auf die Covid-Pandemie ins Leben gerufen wurde.

Bildung Digital

Die Fragen stellte te.ma-Redakteur Thomas Wagner-Nagy.

Frau Boskamp, Sie nehmen mit Ihrer Schule am „Schulversuch Hybrides Lernen“ in Berlin teil, der Ende 2021 startete. Wie war Ihrer Einschätzung nach die Ausgangslage mit Blick auf den Fernunterricht zu Beginn der Covid-Pandemie? War das an Ihrer Schule eine Art Weckruf?

Ich glaube schon, dass es ein Weckruf war. Von einer Ausgangslage kann man kaum sprechen. Digitales Lernen oder überhaupt Digitalität hat jedenfalls an meiner Schule im Grunde vorher nicht stattgefunden. Wir hatten das Glück, dass wir zu Beginn der Pandemie sehr schnell auf Microsoft Teams zurückgreifen konnten. Das hat die Sache deutlich erleichtert. Aber es war natürlich ohne Vorbereitung, ohne Übung, ohne Anleitung für alle Seiten, also für Schüler:innen und Lehrer:innen eine echte Herausforderung. Zumal es ja auch nicht überall Endgeräte gab, also die Schüler:innen teilweise über Handys kommuniziert haben.

Ich habe für mich von Anfang an sehr schnell eher die Chancen gesehen. Über die Risiken ist man ja hinlänglich informiert. Ich fand das persönlich eine wahnsinnig aufregende Zeit, weil mir das Experimentieren mit neuen Unterrichtsformaten auch sehr viel Spaß gemacht hat. Ich habe gedacht: Endlich muss man hier mal was ändern und neu denken! Aber natürlich waren die Unsicherheiten groß. Und dann haben die meisten Schulen, wie auch unsere Schule, schlicht den Stundenplan mit Videokonferenzen abgebildet. Das fand ich von Anfang an den komplett falschen Weg. Stattdessen hätte man in meinen Augen schon hier die Freiräume nutzen können, die das Distanzlernen bietet. Am ehesten passt hier vielleicht ein Vergleich mit Wochenplänen in der Grundschule: Man stimmt Aufgaben ab und überlässt den Rhythmus des Arbeitens den Schüler:innen. Selbstverständlich mit einer Betreuung über Konferenzen etc., aber nicht sieben bis acht Stunden am Tag.

Die meisten Schulen, wie auch unsere, haben schlicht den Stundenplan mit Videokonferenzen abgebildet. Das fand ich von Anfang an den komplett falschen Weg.

Wie war die technische Ausstattung der Schulen und der Schülerschaft?

Da gibt es große Unterschiede zwischen den Schulen. Ich unterrichte in Berlin-Zehlendorf. Die Schüler:innen aus unserem Einzugsgebiet kommen aus eher wohlhabenden Elternhäusern und sind entsprechend gut ausgestattet. Wir hatten einige Endgeräte zum Verleihen für diejenigen, die keine hatten. Aber deren Anteil war bei uns verschwindend gering. Nach meiner Erfahrung haben viele Kinder aus meiner damaligen Klasse zu Hause sehr schnell Computer bekommen. Oder sie mussten ihn sich eben mit Geschwistern oder Eltern teilen, die ja auch im Homeoffice waren. Das war dann manchmal durchaus eine Herausforderung.

Hat es lange gedauert, bis der Video-Unterricht reibungslos funktioniert hat?

Das fand ich gar nicht so schwierig, denn ich achte ja auch im Präsenzunterricht darauf, dass es ruhig ist und man sich meldet, wenn man etwas sagen will. Problematischer fand ich eher die Tatsache, dass man nicht davon ausgehen und auch gar nicht darauf bestehen kann, dass die Schüler:innen ihre Kameras anmachen. Dann spricht man in eine Leere und weiß oft nicht so richtig, ob sie da sind oder nicht. Deswegen habe ich, wenn es ging, Klassen oder Kurse in kleine Gruppen aufgeteilt, weil man sie ganz anders ansprechen kann. Trotzdem muss man sich immer wieder etwas überlegen, um die Schüler:innen bei der Stange zu halten.

Wie stand es um die digitalen Kompetenzen der Lehrerschaft?

Die Digitalkompetenzen waren genauso weit ausgebildet – und sind es wohl immer noch – wie das persönliche Interesse bei den Kolleg:innen ist. Das ist ein großes Problem. Aber ohne Zeitressourcen wird sich das nicht ändern und ich kann das gut verstehen. Mir macht es Spaß und ich stürze mich in so etwas mit Enthusiasmus, weil es mich reizt. Aber ich habe auch keine Familie im klassischen Sinne und dadurch mehr Zeit.

Ich kann durchaus den Ärger und die Verbitterung darüber verstehen, dass man als Lehrkraft alleine gelassen wird. Und dann macht man mit dem Geringstmöglichen irgendwie weiter. Das ist schwierig. Ich glaube, da muss ein kompletter Wechsel stattfinden. Da sollte sicherlich auch das Berufsbild der Lehrer:innen auf Dauer noch mal überdacht werden, denn digitale Technik ändert alles. Und was uns jetzt zum Beispiel mit KI erwartet, wird das noch nötiger machen.

Inzwischen gibt es ja Fortbildungsangebote für Lehrer:innen, aber die Bereitschaft, das anzunehmen und letztlich auch einzusetzen, ist immer noch individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ich kann natürlich nicht für alle sprechen, sondern nur den Mini-Ausschnitt wiedergeben, den ich selbst sehe. Aber da würde ich fast meinen, dass wir jetzt zum Ende der Pandemie so etwas wie eine Rolle rückwärts beobachten – nach dem Motto: Juhu, wir können wieder alles so machen wie immer!

Es sollte auch das Berufsbild der Lehrer:innen auf Dauer noch mal überdacht werden, denn digitale Technik ändert alles. Was uns jetzt zum Beispiel mit KI erwartet, wird das noch nötiger machen.


Können Sie kurz skizzieren, was das Ziel des Schulversuchs ist, an dem 18 Schulen teilnehmen? Waren nicht ohnehin alle Schulen in den Pandemie-Jahren Teil eines großen Experiments?

Ja, aber unser Schulversuch ist schon noch mal ein bisschen anders, denn hybrid geht ja von einer Mischung der unterschiedlichen Formen aus. Als wir Distanzunterricht hatten, waren wir tatsächlich ausschließlich in der Distanz. Hybrid meint dagegen, dass es einen geplanten Wechsel gibt zwischen Präsenz und Distanz und den geplanten Einsatz von digitalen, aber auch analogen Möglichkeiten des Lernens. Und dass man dieses Aufbrechen von Raum-Zeit-Struktur zulässt.

Die Schulen sollen also ausprobieren, was es für Möglichkeiten gibt. Wir sind 18 Schulen und ich glaube, jede Schule hat ein anderes Konzept. Es gibt unheimlich vielfältige Beispiele, etwa von Schulen, die ganze Tage freihalten. Da haben die Schüler natürlich nicht frei, aber sind zum Lernen eben nicht in der Schule. Andere Schulen arbeiten mit einzelnen Stunden, die für eine bestimmte Zeit herausgelöst werden. Da gibt es alles Mögliche an Modellen.

Unsere Schule bietet den Hybridunterricht in der Oberstufe in Kursen an und setzt dabei auf Freiwilligkeit. Ich zum Beispiel löse aus den fünf Wochenstunden in den Leistungskursen zwei Stunden heraus und verlege diese in die Distanz. Da haben die Schüler:innen Zeit, zu Hause zu arbeiten oder an einem anderen Ort. Bei mir im Kunstunterricht stehen dann beispielsweise Begehungen von Architektur an. Dann müssen sie ihr Zuhause verlassen und Dinge anschauen. Dabei weiß ich aber natürlich, dass das nicht unbedingt morgens um acht Uhr zur regulären Unterrichtszeit stattfindet, sondern auf irgendwann anders verschoben wird. Die digitale Technik ermöglicht dieses In-Kontakt-Bleiben. Und sie erweitert enorm das Spektrum möglicher Lernprodukte und der Kommunikation im weitesten Sinne. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht und das Feedback der Schüler:innen war auch extrem positiv.

Die Möglichkeit, individuell zu arbeiten, ist natürlich viel größer, wenn wir nicht alle am gleichen Ort zur gleichen Zeit sitzen müssen und den gleichen Stoff lernen, sondern jeder sucht sich seine Sache und hängt sich da rein. Da ist bestenfalls auch die Motivation viel größer. Auch wenn ich beispielsweise morgens um acht lieber schlafe, es mir aber überhaupt nichts ausmacht, am Samstagnachmittag noch mal loszugehen und bestimmte Sachen zu organisieren, dann ist das doch wunderbar. Ich finde mich da in der Rolle der begleitenden Person wieder und kann Input geben und unterstützen.

Was sagen die Schüler selbst zu ihren Erfahrungen und zu ihrem Lernerfolg?

Es ist auch für die Schüler:innen eine interessante Erfahrung, dass sie gewissermaßen das Lernen neu erlernen, dass sie selbstständig sind und verantwortlich sind für ihren Lernerfolg. Und: dass sie dafür Disziplin aufbringen müssen.

Eine andere interessante Sache fand ich die Beobachtung der Schüler:innen, dass sie natürlich nicht so intensiv mitbekommen, was ihr Nachbar macht, wenn der Blick über den Tisch wegfällt. Das hat sie zum einen verunsichert – und auf der anderen Seite sehr befreit. Das war so eine ganz verrückte Beobachtung. Es war mir in dem Ausmaß nicht klar, dass sie sich so intensiv und immer in der Gruppe „auschecken“: Wie weit muss ich gehen? Was muss ich noch leisten, um so ein gutes Niveau zu halten? Das war plötzlich weg durch die Distanz und sehr spannend zu beobachten.
Es ist auch für die Schüler:innen eine interessante Erfahrung, dass sie gewissermaßen das Lernen neu erlernen, dass sie selbstständig sind und verantwortlich sind für ihren Lernerfolg. Und: dass sie dafür Disziplin aufbringen müssen.

Es ist auch für die Schüler:innen eine interessante Erfahrung, dass sie gewissermaßen das Lernen neu erlernen, dass sie selbstständig und verantwortlich sind für ihren Lernerfolg. Und: dass sie dafür Disziplin aufbringen müssen.

Fällt dieses Fazit Altersgruppen übergreifend so grundsätzlich positiv aus? Oder tun sich die unteren Klassenstufen deutlich schwerer mit dieser Art des Lernens im Vergleich zu den Abiturienten?

Unser Hybrid-Projekt ist nur in der Oberstufe angesiedelt. Ich glaube, dass das durchaus auch in unteren Klassen möglich ist, aber eine siebte oder achte Klasse im Distanzunterricht muss ich noch mal auf eine andere Art und Weise betreuen und vielleicht mehr Feedback-Runden einpflegen. So eine Selbstständigkeit muss wachsen. Das sind die Schüler:innen aus dem Unterricht der weiterführenden Schulen ansonsten selten gewohnt.

Wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll, solche Projekte zu verstetigen und weiterzuführen? Was würden Sie sich als Lehrerin wünschen, um Lernprozesse noch effektiver anleiten zu können?

Ja, das wird auch gemacht. Wir wurden in diesem Versuch losgeschickt, um Sachen auszuprobieren. Das kann nur der Anfang sein und ich hoffe, dass daraus noch viel mehr wird, weil wir eigentlich wissen, dass die Wissensvermittlung oder das Lernen an unseren Schulen eher veraltet ist und wir unbedingt etwas tun müssen. Wir können nicht Digitalität an uns vorbeigehen lassen. Die Schule war ja sozusagen das Gebiet, in dem Digitalität überhaupt noch keinen Einfluss hatte. Da muss sich also viel ändern. Ich hoffe, dass die Projekte sich verstetigen, dass sich das Lernen insgesamt verändert. Da kommt auch die ganze Prüfungskultur dazu. Wenn ich das Lernen verändere und ich in solchen Projekten lerne, die im besten Fall irgendwann auch fächerübergreifend sind, dann wird sich sicher auch die Prüfungskultur verändern müssen. Ich hoffe sehr darauf. Ich weiß allerdings nicht, ob ich das noch erlebe... (lacht)

Dazu passend ein kleiner Einschub aus aktuellem Anlass: Das Programm ChatGPT macht gerade Schlagzeilen, weil es unter anderem kreative Schreibaufgaben in einem Tempo und mit einer Qualität löst, die bis vor kurzem noch kaum vorstellbar waren. Lehrer sagen, dass das Programm mitunter bessere Essays liefert als der Durchschnitt ihrer Schüler und Studenten. Gehören selbstgeschriebene Hausarbeiten damit schon sehr bald der Vergangenheit an und muss man sich etwas Neues bei schriftlichen Aufgaben bis hin zu Doktorarbeiten einfallen lassen?

Ich glaube ja. Man muss sich viel Neues einfallen lassen. Mündliche Prüfungen müssten ein größeres Gewicht bekommen, denn nur über das Gespräch kann ich auch herausfinden, ob die Person das Thema durchdrungen hat. Ich finde es absolut legitim, sich von der KI helfen zu lassen, aber man braucht trotzdem einiges an Wissen, um verstehen zu können, ob es richtig oder falsch ist, was mir die KI da sagt.

Ich habe ChatGPT natürlich schon ausprobiert für meinen Deutschunterricht. Da kommen sehr schlaue Antworten und da war nichts, aber auch gar nichts falsch. Ebenso Bildbearbeitungsprogramme wie Midjourney. Das ist schon verrückt, was damit möglich wird. Und das ist ja erst der Anfang, das wächst jetzt rasend schnell. Es wäre ein Fehler, da wegzusehen.

In den USA ist der Einsatz solcher Technologien teilweise verboten. Das halte ich für totalen Schwachsinn. Man muss halt damit arbeiten, anstatt dagegen anzuarbeiten. Da kommt der Begriff der digitalen Mündigkeit zum Tragen. Wir müssen zusammen mit den Schüler:innen schauen, wie wir mit so etwas umgehen: Was lasse ich mir schreiben, wie arbeite ich dann damit weiter?

Natürlich ist es befremdlich, weil wir es nicht kennen. Aber auf der anderen Seite finde ich es auch faszinierend, wie viel Arbeit mir ChatGPT abnehmen kann, etwa beim Strukturieren von Dingen. Ich denke, wir müssen einfach damit leben. Es wird nicht weggehen, es wird immer mehr werden. Und wir müssen jetzt schauen, wie wir es dann am besten machen. Ich finde es unglaublich – aber auch unglaublich spannend.

Natürlich ist ChatGPT befremdlich, weil wir es nicht kennen. Auf der anderen Seite finde ich faszinierend, wie viel Arbeit es mir abnehmen kann, etwa beim Strukturieren von Dingen. Ich denke, wir müssen einfach damit leben.


Sehen Sie auch Gefahren bei einer zunehmend digitalisierten hybriden Form des Lernens?

Da gibt es natürlich viele Gefahren. Von der Vereinzelung, in die man kommt, wenn man nur vor dem Computer sitzt, über das fehlende soziale Gefüge einer Klasse bis hin zu Fake News und Datenschutz. Wie bewerte ich die Informationen, die ich aus dem Internet hole? Wie gehe ich mit Fake News um? Deswegen ist der Punkt mit der digitalen Mündigkeit absolut zentral. Es wäre nicht schlau, Digitales deshalb zu verbieten. Ich muss es vielmehr mit einbeziehen, zum Thema machen, daran arbeiten. Das wird ein Teil des Wissens sein, das wir den Schüler:innen vermitteln müssen.

Wie lassen sich konkret in Ihrem Fach Kunst digitale Plattformen und Werkzeuge sinnvoll einsetzen?

Die digitalen Geräte und die digitalen Möglichkeiten erweitern in allen Fächern das Spektrum. Andererseits würde ich auf die analogen Dinge nie komplett verzichten wollen. Ich komme gerade aus einer Doppelstunde, in der ich vermittelt habe, wie man perspektivisch zeichnet. Ein Schüler hat das die ganze Zeit auf seinem iPad gemacht, wobei das Programm die Formen vervollständigte. Da habe ich gesagt, ja, das ist okay, aber ich möchte das einmal bitte auch auf einem Blatt Papier haben, weil es noch mal eine andere Herangehensweise ist und es hilft, auch die analoge Version zu beherrschen. Aber die Möglichkeiten sind dadurch größer und man muss beides nutzen, um die Vor- und Nachteile des einen wie des anderen zu kennen.

In anderen – teils deutlich weniger wohlhabenden – Ländern als Deutschland scheint Digitalunterricht viel selbstverständlicher zu sein als bei uns. Wie erklären Sie sich das und was kann Deutschland durch den Blick ins Ausland lernen?

Ich habe lange im Auslandsdienst an einer Europäischen Schule in Brüssel gearbeitet. Da waren viele Kolleg:innen aus dem europäischen Ausland. Meine dänischen Kolleg:innen etwa waren schon damals – und das war zwischen 2004 und 2013 – alle mit Computern ganz anders unterwegs. In Deutschland ist die Bürokratie ein riesiges Hindernis. Bei uns dauert alles furchtbar lange und dazu ist es sehr, sehr konservativ, nach dem Motto: Alles das, was im 19. Jahrhundert gut war, kann doch auch noch im 21. Jahrhundert funktionieren. Ich bin jetzt seit über 30 Jahren Lehrerin und stelle fest, dass sich der Alltag meiner Schüler:innen wenig von meinem eigenen Schulalltag damals unterscheidet: mit Grundkursen und Leistungskursen, alles weitgehend mit Papier und Stift. Das ist schon tragisch.

Welche Lehren lassen sich aus Ihrer Sicht bislang aus dem Schulversuch ziehen und wie messen Sie den Erfolg Ihres Projekts?

Ich bin froh, dass es die Möglichkeit als solche gibt, weil sie uns Möglichkeiten eröffnet, mal etwas auszuprobieren, wie es anders sein könnte. Ich sehe ganz stark die Grenzen, weil es ohne Investitionen nicht gehen wird. Man muss Geld investieren, man muss massiv in Technik und Input investieren. Das ist alles nicht gegeben, auch im Schulversuch nicht. So gesehen glaube ich, wir sind da noch ganz am Anfang. Ich empfinde es als gut, aber es reicht bei Weitem noch nicht aus- so mein Fazit im Moment.

Ich kann ein bisschen von unserer Schule berichten. Es ist gar nicht so einfach, die Kolleg:innen auch ins Boot zu bekommen. Nicht jeder möchte das machen, denn es ist unglaublich viel Arbeit, für die ich keine Entlastung bekomme. Da kann ich schon verstehen, dass so etwas auch neben den Ängsten, die man vielleicht ohnehin hat, ein zusätzlicher Hemmschuh ist.

Ich sehe ganz stark die Grenzen meines Projekts, weil es ohne Investitionen nicht gehen wird. Man muss massiv Geld in Technik und Input investieren. Das ist alles nicht gegeben.

Noch so ein Hemmschuh sind zum Beispiel Prüfungsformate. Das Abitur steht am Ende und läuft im klassischen Sinn ab. Wenn es jetzt heißt, wir dürfen Prüfungsformate versuchen zu verändern, haben wir immer wieder Diskussionen mit Eltern, die das hybride Arbeiten nicht möchten. Diese möchten den klassischen Unterricht. Die Möglichkeit für Experimente ist großartig. Die Umsetzung ist unter den gegebenen Voraussetzungen aber wirklich schwierig. Da würde ich mir auch mehr Unterstützung erhoffen, zum Beispiel vonseiten des Senats.

Was ich noch als positiv herausstellen möchte, sind unsere Netzwerktreffen zum Austausch mit anderen Beteiligten des Schulversuchs. Die finde ich spannend, weil man über den Horizont seiner Schule hinausschaut und Anregungen von anderen erhält.

Hat solch ein Projekt mit dieser Art des hybriden Lehrens und Lernens das Potenzial dazu, zu einem Standard zu werden und fänden Sie das wünschenswert?

Ja, natürlich. Wir sind im 21. Jahrhundert. Wir können gar nicht anders. Und das ist auch gut. Ich finde, es hat enormes Potenzial. Hybrid heißt für mich alles zusammen zu denken und Schule nicht herauszunehmen aus Digitalität. Das ist die Kultur, in der wir leben – und wir sollten Schulen endlich mit aufnehmen in diese Kultur.

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