Christina Schwalbe stellt vor:

Vom User zum Maker – Kinder erzählen und Gestalten mit Scratch

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Petra Anders2018 Bildung Digital
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Vom User zum Maker – Kinder erzählen und Gestalten mit Scratch

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Geschrieben von Christina Schwalbe

Bei te.ma veröffentlicht 12.01.2023

te.ma DOI 10.57964/zw1g-vw95

Geschrieben von Christina Schwalbe
Bei te.ma veröffentlicht 12.01.2023
te.ma DOI 10.57964/zw1g-vw95

Der Deutschunterricht hat (auch) die generelle Funktion zur gesellschaftlichen Teilhabe zu befähigen. Schüler:innen sollen den kompetenten Umgang mit Sprache, Literatur und Medien erlernen und sich reflektierend mit diesen drei Bereichen auseinandersetzen. In ihrem Beitrag zu digitalem Lernen in der Grundschule zeigt Petra Anders pointiert und praxisorientiert auf, dass digitale Medien nicht nur als Tools betrachtet werden sollten, sondern sich mit ihnen auch das fachliche Lernen ändern muss.

Ein Kernmerkmal der sich aktuell entwickelnden digital geprägten und vernetzten Gesellschaft ist, wie Henry Jenkins es nennt, eine Partizipationskultur1. Die Hürden zur aktiven Mitgestaltung und zur Artikulation sind gering: wir alle haben die Freiheit und die Möglichkeit, uns an der Gestaltung der digitalen Welt zu beteiligen. Inhalte können vielfach gestaltet und verändert werden. Sie können von anderen weiter bearbeitet und neu kombiniert und erneut geteilt werden. Das, was Henry Jenkins mit seinem Konzept einer Partizipationskultur beschreibt, ähnelt dem Aspekt der Referentialität, wie ihn (zu einem späteren Zeitpunkt als Henry Jenkins) auch Felix Stalder in seiner Analyse einer Kultur der Digitalität herausgearbeitet hat. Im Anschluss an Henry Jenkins betont Petra Anders, dass in einer Kultur der Digitalität, die durch einfache Möglichkeiten zur (Mit-) Gestaltung und durch Referentialität geprägt ist, „(…) andere Fähigkeiten eine zentrale Rolle als noch im Analogen (spielen).“ (S. 20)

Petra Anders beschreibt in ihrem Aufsatz zunächst die konkreten Veränderungen von Literalität und Literatur als kultureller Praxis und ordnet diese in den Forschungskontext ein. Das Schreiben im Analogen ist ein sehr individueller Prozess, der linear und vor allem auf die Textproduktion ausgerichtet sei. Bezüge zu anderen werden in Form von Zitaten hergestellt, eine einfache Weiterbearbeitung vorhandener Texte ist nicht ohne Weiteres möglich. In und mit digital-vernetzten Medien verändert sich der Prozess der kreativen Entwicklung und Veröffentlichung von sprachlich-medialen Artefakten: es entstehen neue Autorenkonzepte, neue Möglichkeiten zur (Mit-)Gestaltung, neue Formen der Literalität, neue Darstellungs- und Erzählformen, neue Erzählstrukturen. Bisherige deutschdidaktische Konzepte zielen, so Anders, aus einer fachlichen Sicht vor allem auf Schreiben, Lesen und das mündliche Erzählen ab. Um sich jedoch in einer digital-vernetzten Welt kompetent bewegen und artikulieren zu können, müssten Kinder und Jugendliche zusätzlich „die kooperative Produktion und Rezeption von vielgestaltigen, multimodalen Texten“ lernen.  

„Strong support for creating and sharing one’s creations with others“2  ist bei Jenkins ein höchst bedeutsamer Aspekt einer Partizipationskultur. Die hierfür notwendigen kooperativen und kreativen Kompetenzen zu fördern und zu stärken, kann und muss Bestandteil eines zeitgemäßen Deutschunterrichts sein. Petra Anders betont: „Kinder bleiben nicht User eines Symmediums Computer, sondern werden zum Maker.“ (S. 22). Neben rechtlichen Aspekten wie z.B. Datenschutz, Persönlichkeitsschutzrechte und Urheberrecht müssen technische und soziale Aspekte der digitalen Produktion, Bearbeitung, Veröffentlichung und Bewertung von Inhalten im Deutschunterricht ebensoberücksichtigt werden wie neue Erzählstrukturen und -techniken, die digitale Tools mit sich bringen.

Insbesondere für (angehende) Deutschlehrer:innen ist der Beitrag von Petra Anders relevant, da sie nicht nur verdeutlicht, wie sich die Deutschdidaktik sowie die Curricula und Rahmenlehrpläne verändern sollten. Anders entwickelt auch konkrete Ideen, wie die aktuellen Veränderungen und Herausforderungen im Deutschunterricht in der Grundschule bearbeitet werden können. Am Beispiel der visuellen Programmiersprache Scratch, die über eine auf Kooperation und Teamarbeit ausgerichtete Plattform genutzt werden kann, gibt sie konkrete Anstöße für die Entwicklung von Unterrichtskonzepten, in denen Schüler:innen das kooperative Gestalten und Erzählen mit digitalen Tools üben können.

Die Herausforderung, die aktuellen schulischen Lehr-Lernangebote didaktisch und fachlich zu überarbeiten, stellt sich nicht nur im Deutschunterricht und auch nicht nur für die Grundschule. Der analytische Blick auf die kulturellen Veränderungen, den Petra Anders ihren konkreten deutschdidaktischen Vorschlägen zur Weiterentwicklung zugrunde legt, lässt sich auf andere Fächer übertragen und kann als Impuls für die digitale Transformation von Schule und Unterricht insgesamt betrachtet werden.

Der Aufsatz ist Teil eines Sammelbandes zu digitalem Lernen in der Grundschule. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin erscheint er bei te.ma im offenen Zugang.

Fußnoten
2

Jenkins, Henry (2009). Confronting the Challenges of Participatory Culture: Media Education for the 21st Century. The MIT Press. (https://doi.org/10.7551/mitpress/8435.001.0001).

ebd. S. 5.

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