YouTube ist seit seiner Einführung 2005 zu einer der bedeutendsten Online-Wissensplattformen geworden. Ob als passives Unterhaltungsmedium, als Lernwerkzeug oder als Berufswunsch „YouTuber“, das Videoportal hat das Verhältnis von Produzent*innen, Inhalten und Konsument*innen radikal verändert.
Am Beispiel der Entwicklung von YouTube lassen sich die Möglichkeiten und Gefahren vernetzter Informationsmedien aufzeigen sowie die Folgen ihres Gebrauchs antizipieren und daraus lernen. Inhalte der Plattform kommen auf vielen Wegen in die Schulen: als Diskussionsanlässe auf dem Pausenhof, als alternatives Medium für Lernstoffe oder als Unterrichtsmaterial. Kuratiert werden diese Videos von Such- und Empfehlungsalgorithmen, die einem Geschäftsmodell unterliegen, das Nutzungsdauer als wichtigstes Nutzungsziel definiert. Die daraus entstehenden sozialen Folgen untersucht der Podcast „Rabbit Hole“.
Die ersten Folgen erzählen die Geschichte von Caleb Cain, der sich nach dem Abbruch seines Studiums zuerst aus Langeweile, später getrieben von der Hoffnung, seinem Leben eine neue Richtung zu geben, im Konsum von Videos verliert. Zunächst ohne es selbst zu merken, radikalisiert er unter dem Einfluss der Videoinhalte seine sozialen und politischen Positionen. Ein ehemaliger Youtube Mitarbeiter zeigt wiederum auf, inwiefern diese Radikalisierung auch eine Folge des Empfehlungssystems der Plattform ist, da polarisierende Inhalte besonders hervorgehoben werden, um die individuelle Nutzungsdauer der User zu erhöhen.
Für insgesamt acht Episoden dient Calebs Erzählung als Ausgangspunkt des Versuchs, die Wirkung YouTubes auf die Art und Weise, wie wir in westlichen Gesellschaften miteinander kommunizieren, darzustellen. Erweitert wird seine persönliche Perspektive unter anderem durch Interviews mit YouTubes CEO Susan Wojcicki, dem YouTuber Felix Kjellberg (PewDiePie) – der mit kontroversen Inhalten eine Debatte über die Verantwortung von Content Creator*innen ausgelöst hat – und Einblicke in die Entwicklung des Verschwörungsnetzwerks QAnon.
Die Episoden folgen einem übergreifenden Narrativ, während die einzelnen Teilaspekte inhaltlich abgeschlossen erzählt werden. Dadurch eignet sich das Format sowohl für spezifische, als auch allgemeine Auseinandersetzungen mit dem Thema „Was macht das Internet mit uns.“ Die in den Podcast eingebundenen Interviews bieten dabei Einblicke in verschiedene Erfahrungswelten und ermöglichen so eine persönliche Anteilnahme. Hörer*innen können ihre eigenen Erfahrungen mit der Plattform vergleichen und werden dazu angeregt, das persönliche Nutzungsverhalten zu reflektieren.
Der Podcast bietet eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten an unterschiedliche Fächer und fachübergreifende Unterrichtsformate, da sowohl soziale, wirtschaftliche und sprachliche Fragestellungen thematisiert werden. Sie können auch methodisch als Grundlage für Rollenspiele und/oder Debatten dienen: wie hätten die Protagonist*innen ihr Verhalten ändern können? Hätten sie anders kommunizieren müssen? Liegt der Fehler in der Plattform selbst und müssen wir diese entsprechend regulieren? Das Portal YouTube hat eine so große Bedeutung für unseren Alltag erlangt, dass eine Einübung in den Umgang mit ihr notwendig geworfen ist. “Rabbit Hole” kann dabei helfen, eine pädagogische Auseinandersetzung mit Videoportalen zu entwickeln.