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Liebe Jeannette,

vielen Dank für Ihren Kommentar! Sie sprechen sehr wichtige Sachen an und ich möchte gerne auf einige Ihrer Punkte eingehen. Vorab möchte ich anmerken, dass Kindlers Text aus dem Jahr 2012 ist - und somit schon zehn Jahre alt - und dass dieser Verweis in der Intro fehlt. Das war ein Fehler seitens der Redaktion und das Team hat das bereits nachgetragen, wie ich sehe.

Seit 2012 ist natürlich eine Menge passiert: Es wurden einige Denkmäler errichtet und es wurde auch eine staatlich geförderte Kommission zur Rehabilitierung der Opfer der Hungersnot gegründet.

Ich finde auch, dass die Geschichte des Gulag in dem Aufsatz Kindlers zu kurz kommt, aber dieser Fokus auf die Hungersnot wurde vom Autor bewusst gewählt. Der Text stellt nicht den Anspruch, den Stalinismus als Gewaltsystem und seine Aufarbeitung darzustellen und das nehme ich zur Kenntnis. Das gesamt-gesellschaftliche Ausmaß der stalinistischen Gewalt thematisiert Kindler in seinem 2014 erschienen Buch “Stalins Nomaden. Herrschaft und Hunger in Kasachstan”, was ich sehr empfehlen kann!

Als Erinnerungsforscherin frage ich mich oft, ob das Aufstellen von Denkmälern und das Erbauen von Gedenkstätten schon ausreicht, um zu sagen, dass etwas ‘aufgearbeitet’ ist. Gerade wenn, wie im Falle Kasachstans, die Gedenkstätten staatlich finanziert sind. Ich habe oft Zweifel daran, etwas als ‘gelungene Aufarbeitung’ zu bezeichnen nur anhand der Tatsache, dass Denkmäler und Gedenkstätten vom Staat errichtet werden. Ob Erinnerung lebendig ist und von der Zivilgesellschaft wahrgenommen wird, lässt sich m.E. nicht anhand der Anzahl von Denkmälern und Gedenkstätten im öffentlichen Raum festmachen.

Wie sehen Sie das? Und möchten Sie vielleicht von Ihren Eindrücken bei der Denkmal-Errichtung in Astana 2014 berichten? Ich fände das sehr spannend und freue mich auf Ihre Antwort!

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Hallo!

Ich finde aus Ihrer Antwort folgenden Satz toll: “Als Erinnerungsforscherin frage ich mich oft, ob das Aufstellen von Denkmälern und das Erbauen von Gedenkstätten schon ausreicht, um zu sagen, dass etwas ‘aufgearbeitet’ ist.”

Wenn sie eine Forderungsliste an Staaten zur - soweit möglich - vollständigen Aufarbeitung von vergangenen Schandtaten formulieren wollen würden, was würden Sie fordern?

Gedänkstätten, Unterstützung von Vereinen/Verbänden zur Aufarbeitung, Inklusion in den Schulunterricht würden mir spontan einfallen.

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