Die heute 77 Jahre alte Luise F. Pusch begründete Ende der 1970er Jahre durch Veröffentlichung zahlreicher sprachkritischer Aufsätze und Bücher zusammen mit Senta Trömel-Plötz die feministische Linguistik. Zwar hatte die habilitierte Sprachwissenschaftlerin neben ihrer publizistischen Tätigkeit eine Karriere an der Hochschule angestrebt, ihre Bewerbungen führten aber nicht zu einer Professur. Sie vermutet, dass ihr als Feministin Befangenheit unterstellt wurde, die sie für die angeblich neutrale linguistische Wissenschaft disqualifizierte.
Luise F. Pusch gab ihre akademischen Ambitionen schließlich auf und verfasste unter anderem das Buch Das Deutsche als Männersprache (1984). Darin untersucht sie in Kleinstarbeit den deutschen Sprachgebrauch und zeigt mit viel Charme und Ironie auf, dass in der Geschichte und Struktur der deutschen Sprache das Männliche dominiert. So vehement ihre feministische Sprachkritik von der linguistischen Fach-Community abgelehnt wurde, so begeistert wurde sie von der sich entwickelnden Frauenbewegung begrüßt und bejubelt. Der Dokumentarfilm Luise F. Pusch: Hindernislauf mit Happy End aus dem Jahr 2020 von der Regisseurin Madeleine Mart beschreibt ihren Beitrag für die feministische Bewegung aus heutiger Sicht und würdigt ihr Lebenswerk.
Vor mehr als vierzig Jahren stand Luise F. Pusch in der ersten Reihe der heute sogenannten ersten sprachkritischen Bewegung in Deutschland. Zwanzig Jahre später folgte die zweite sprachkritische Bewegung, nun der der Queer-Community. Letztere kritisiert, dass nicht-binäre und intersexuelle Menschen sprachlich nicht berücksichtigt wurden. Auf diese zweite sprachkritische Bewegung kommt Pusch zu sprechen, als Olderdissen sie im Interview nach dem Genderstern fragt, der als Platzhalter für nicht-binäre und intersexuelle Menschen fungiert. Pusch weist zunächst auf die unterschiedliche Ziele beider Bewegungen hin: Die feministische Bewegung sei gegen die Unterordnung der Frau in der Sprache gerichtet, die Queer-Bewegung gegen die Heteronormativität und die binäre Geschlechterordnung. Ihre Kritik am Genderstern lautet, dass die Männer dabei das Privileg behielten, mit dem Wortstamm bezeichnet zu werden, und die Frauen wieder bloß die „blöde Endung -innen“ bekämen.
Wie in ihren Büchern kritisiert Pusch nicht nur, sie macht auch konstruktive Vorschläge. In diesem Fall plädiert sie dafür, den Genderstern ans Ende des Wortes zu setzen. Auch mit den anderen drei nachfolgenden Lösungen wäre sie einverstanden:
Alle vier Vorschläge laufen auf die Verwendung eines