Während noch eine Generation zuvor vom Bildungssystem erwartet wurde, dass es den Lernenden etwas für das ganze Leben beibringe, stoße ein solches System heute an seine Grenzen, so die These von Charles Fadel. Da Gesellschaft einem rasanten wirtschaftlichen und sozialen Wandel unterliege, könne Bildung nicht mehr nach dem alten Schema „auf Jobs [vorbereiten], die es noch gar nicht gibt, auf die Benutzung von Technik [vorbereiten], die noch gar nicht erfunden wurde [...]”
Doch Was muss ein zeitgemäßes Bildungssystem können?
„Die Welt der Zukunft wird von Synthetisieren beherrscht werden, von Menschen, die in der Lage sind, sich die richtigen Informationen zur richtigen Zeit und mit den richtigen Mitteln zu beschaffen, sie kritisch zu überdenken und dann einsichtige Entscheidungen zu treffen.“ prognostizierte
Denn im Zeitalter allwissender Suchmaschinen – so die streitbare Behauptung der Autoren – ist es von Bedeutung, vorhandene Informationen und Kenntnisse auf ganz neue Situationen übertragen und anwenden zu können. Dementsprechend geht der Trend weg von Spezialisten und Generalisten hin zu Versatilität. Die Broschüre definiert auf diesen Grundannahmen aufbauend vier Dimensionen, mit deren Hilfe Curricula dem gegenwärtigen Stand der Welt angepasst und für eine ungewisse Zukunft gerüstet werden sollen. Es richtet sich sowohl an Lehrende, politische Entscheidungsträger*innen und Entwickler*innen von Standards und Lehrplänen. Aber auch an alle, die ein Verständnis der gegenwärtigen Herausforderungen entwickeln oder an Lösungen mitwirken wollen.
Wissen:
Wissen bleibt zwar unverzichtbar, jedoch ergibt sich ein Problem der realisierbaren Menge. Da die zu vermittelnde Wissensmenge immer umfangreicher wird und zugleich zu erlernende Kompetenzen hinzukommen, sollte darüber nachgedacht werden, welche Inhalte pro Fach wirklich von Bedeutung sind.
Skills:
Sie repräsentieren, wie wir das nutzen, was wir wissen. Entgegen der Annahme in der Bildungsdebatte, dass das Unterrichten von Skills zu Lasten des inhaltlichen Unterrichts geht, ist das Autorenteam vom Gegenteil überzeugt: Skills und Wissen verstärken sich in einer Positiv-Spirale. Inhalte können besser gemerkt werden, wenn Skills aktiv darauf angewandt werden. Als entscheidende Skills sind die
Charakter:
Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts fordern soziale und gesellschaftliche Verantwortungsübernahme. Durch Wissen und Skills allein kann diese nicht erreicht werden. Aus der Forschung ist bekannt, dass Charaktereigenschaften erlernt und auf verschiedene Stufen entwickelt werden können. Weshalb Charaktereigenschaften wichtige ergänzende Prädiktoren für Lernerfolg, produktive Arbeit und aktive Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung darstellen. Wie genau dies in der Schule umgesetzt werden soll, lassen die Autoren allerdings offen.
Meta-Lernen:
Der beste Weg, Lernende auf die Welt im Wandel vorzubereiten, besteht darin, ihnen Entwicklungskompetenzen mitzugeben. Besitzen sie die Fähigkeit, des „Lernen lernens”, so sind sie zu versatilem, reflektiertem, selbstbestimmtem Handeln in der Lage und verinnerlichen lebenslanges Lernen.
Neue Kompetenzen und Fähigkeiten in einem bestehenden System anzuerkennen und zu integrieren, scheint erfahrungsgemäß beinahe unmöglich. Meistens werden neue Ziele und ihre Inhalte nur angedockt. Auf bestehende Teile des Curriculums zu verzichten, damit neue aufgenommen werden können, falle einschlägigen Experten mit wissenschaftlichem Hintergrund schwer, so Charles et al. Die Autoren erachten es als eine Lösungsmöglichkeit, ergänzend Fachleute aus der Praxis hinzuzuziehen, die einen Blick für die Anforderungen im “echten Leben” haben. So könnten jene Inhalte berücksichtigt werden, die Schüler*innen rein praktisch im zukünftigen Leben gebrauchen können sowie das Bedürfnis nach Aufrechterhaltung des traditionellen Wissens gestillt werden.