Theorie der Bildung des Menschen

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Theorie der Bildung des Menschen

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Geschrieben von Eva von Grafenstein

Bei te.ma veröffentlicht 05.12.2022

te.ma DOI https://doi.org/10.57964/t2fp-f389

Geschrieben von Eva von Grafenstein
Bei te.ma veröffentlicht 05.12.2022
te.ma DOI https://doi.org/10.57964/t2fp-f389

Wilhelm von Humboldt verfasste in den Jahren 1794/95 das Fragment „Theorie der Bildung des Menschen“. In ihm entwickelt er ein humanistisches Bildungsideal, in dessen Zentrum er  das einzelne Individuum und dessen Persönlichkeitsentwicklung stellt. Auch in seinen anthropologischen und sprachphilosophischen Schriften gab er diesem Ideal Ausdruck, wodurch sich der Begriff der Bildung mit ihm und seinem Werk bis heute aufs Engste verbunden hat.

Ausgangspunkt von Humboldts Überlegungen bildet der Gedanke, dass jeder Mensch einen inneren Drang verspürt, „den Kreis seiner Erkenntnisse und seiner Wirksamkeit zu erweitern“. Diesen Drang kann er nicht für sich allein, sondern nur in freier und reger Wechselwirkung mit der Welt befriedigen. Diese Wechselwirkung bildet für ihn den Kern des Bildungsprozesses. 

Humboldt geht davon aus, dass die Welt dem Menschen fremd gegenübersteht. Er möchte sie begreifen und sie sich aneignen, um ihr diese Fremdheit zu nehmen. Dies gelinge ihm dadurch, dass er sich einen Gegenstand in verschiedenen „Gestalten“ vor seine Betrachtung führe. Doch was versteht er unter diesen „Gestalten“? Bedauerlicherweise geht er darauf nicht weiter ein. Naheliegend ist aber, dass er darunter die verschiedenen Perspektiven versteht, aus denen man auf einen Gegenstand blicken beziehungsweise sich ihm nähern kann. Nehmen wir als Beispiel einen Kristall: Der Mensch kann ihn ansehen, tasten und schmecken; er kann ihn sich vorstellen und ihn bearbeiten; er kann in ihm eine bestimmte regelmäßige Form erkennen, eine bestimmte materiale Zusammensetzung, ein Schmuckstück, einen jahrtausendealten Gegenstand oder ein Tauschmittel. Dies alles sind verschiedene Perspektiven auf ein und denselben Gegenstand. 

Bildung besteht für Humboldt entsprechend darin, aus ganz verschiedenen und immer neuen Perspektiven auf die Welt und ihre Gegenstände zu blicken, um „durch diese Mannigfaltigkeit der Ansichten die eigene inwohnende Kraft zu stärken“. Der Welt- bzw. Gegenstandsbezug des Menschen dient somit der eigenen individuellen Selbstvervollkommnung. Dadurch, dass der Mensch eine Vielfalt an Weltansichten kennenlernt, schöpft er sein eigenes, individuelles Potential aus. 

Humboldt bleibt jedoch nicht bei diesem Standpunkt der individuellen Persönlichkeitsentfaltung stehen, sondern schlägt von ihr ausgehend den Bogen zum großen Ganzen: Die Selbstvervollkommnung des einzelnen Menschen diene letztlich auch der Menschheit. Indem der Einzelne seinen Wert steigere dadurch, dass er sich zeitlebens um Bildung bemühe, steigere er auch den Wert der Menschheit, die an ihrem Bildungsstand zu messen sei.

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