Als Ausgangspunkt von Noacks und Ecksteins Argumentation fungiert die sogenannte Impressionable Years Thesis. Sie besagt, dass junge Heranwachsende (vor allem) zwischen 15 und 23 Jahren am empfänglichsten für politische Erfahrungen sind.
So plausibel diese Annahmen einerseits erscheinen mögen, so unklar und klärungsbedürftig ist laut Noack und Eckstein andererseits, wie genau politische Bildung im Schulkontext politische Einstellungen beeinflusst.
Dass die Forschungslage äußerst uneindeutig ist, illustrieren die Autor*innen anhand der Gegenüberstellung mehrerer empirischer Forschungsergebnisse: Einerseits wurde in verschiedenen jungen Altersgruppen der U.S.-Bevölkerung (14-, 17- und 15- bis 18-Jährige) ein positiver Zusammenhang zwischen der Teilnahme an politischem Unterricht („civic courses“) und dem Vertrauen in „government responsiveness“ sowie in die Wirksamkeit von Wahlen gefunden.
Und auch mit Blick auf die informellen Aspekte politischer Bildung ergebe sich kein eindeutiges Bild. So legten unterschiedliche Studien zwar beispielsweise einen positiven Effekt offener Kommunikationsstrukturen im Klassenzimmer auf demokratische Grundhaltungen nahe. Andere Untersuchungen hätten aber keinen signifikanten Zusammenhang zwischen derartigen Arrangements und einem politischen Zynismus unter Jugendlichen offenbart.
Dass politische Bildung in der Schule aber einen positiven Einfluss haben kann, macht die Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem Wie aus demokratiepolitischer Sicht besonders wichtig.
Letzten Endes sei diese Frage aber nur durch gezielte Erforschung der Relevanz weiterer schulkontextabhängiger Faktoren zu beantworten. Einigermaßen sicher sei hierbei, dass das Schulumfeld und die Schulgemeinschaft eine wichtige Rolle spielen: „school life matters.“
Warum das Wissen über Wissenschaft so wichtig ist
Da Demokratie als Lebensform mehr ist als das Wissen über politische Prozesse, könne diese Aufgabe nicht ausschließlich den politiknahen Unterrichtsfächern übertragen werden. So sei beispielsweise Wissenschaftsfeindlichkeit ein wesentlicher Bestandteil des Programms populistischer Kräfte. Die Wissenschaften würden hier wahlweise als Teil vermeintlich korrupter Eliten porträtiert oder auf eine Stufe mit dem Alltagswissen gestellt. Beides ist für informierte öffentliche Debatten, die notwendigerweise auf Wissen basieren müssen, das sich die Bürger*innen nicht ausschließlich durch eigene Beobachtung angeeignet haben, ein Problem. In allen Fächern müsse daher, neben dem Faktenwissen, auch ein Verständnis dafür vermittelt werden, wie wissenschaftliche Erkenntnis zustande kommt und was Wissenschaften leisten können.
Politische Bildung im Sinne der Demokratie, soviel ist allen Forschungslücken zum Trotz sicher, muss multidimensional und fächerübergreifend sein.