Im Artikel „Beim Schulfach Informatik hinkt Deutschland hinterher” reflektiert Dietrich Creutzburg die Tatsache, dass die Mehrheit der europäischen Länder den Bedarf an Informatik als Pflichtbestandteil des Lehrplans erkannt hat und stellt die Frage, wann Deutschland sich anschließen wird. Schüler*innen wachsen heute in einer digitalen Welt, umgeben von Computern, IT-technischen Systemen und Algorithmen auf. Sie können Apps bedienen und entwickeln ein intuitives Nutzungsverständnis für Smartphones und Tablets. Ein tatsächliches Verständnis davon, wie Computer funktionieren, entwickeln hingegen nur wenige
Creutzburg begründet seine Einschätzung mit einer aktuellen europäische Schulstudie des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft.
Es gehe einerseits um die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, rekurriert Creutzburg auf die Studie. Die Nachfrage nach digitalen und informatischen Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt steige stetig an: bereits jetzt werden diese laut der Bertelsmann Stiftung in vier von fünf Berufen vorausgesetzt. Und fast 100.000 IT-Stellen seien unbesetzt.
Mittlerweile wird auch von Seiten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK der Druck erhöht: Die Vermittlung digitaler Kompetenzen und Informatikinhalte sei noch nicht ausreichend in den Bildungsplänen verankert. Informatik ab dem Schuljahr 2024/25 in allen Ländern von der fünften Klasse an als Pflichtfach einzuführen, wird deshalb empfohlen.
Mit Mecklenburg-Vorpommern gibt es nun die ersten Erfahrungen. Informatik ist ab der fünften bis zur zehnten Klasse in allen Schulformen mit einer Wochenstunde zu unterrichten. In der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe kann das Fach zusätzlich als Grund- oder Leistungskurs belegt werden. Thematisch stehen sowohl anwendungsorientierte Kompetenzen und Fachwissen über beispielsweise Algorithmen im Zentrum. Die Schüler*innen sollen lernen, wie ein Computer Daten verarbeitet, fasst Tom Kroll, Autor des ZEIT Artikels „Informatikunterricht: Zu Befehl”
Neben der schulorganisatorischen Frage, an welcher Stelle des Lehrplans für Informatik Platz geschaffen werden soll, steht auch die fehlende konkrete Umsetzungsstrategie in der Kritik. Wenn diese Hürden überwunden sind, besteht noch ein rein praktisches Problem: Es fehlen die ausgebildeten Lehrkräfte, nach Hochrechnungen etwa 20.000 Personen.