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Am Beispiel Belarus wissen wir, dass der vom Autor so genannte politische Kapitalismus in einer Autokratie eins um jeden Preis vermeiden will: Die Übernahme von Schlüsselunternehmen und Infrastruktur durch Oligarchen oder Staatsunternehmens aus Russland. Auch unter Janukowitsch war ein solcher „Ausverkauf“ der Ukraine nicht gewollt, sondern die Bedienung eigener Klientel einschließlich der engeren Familie durch Aneignung von Unternehmensanteilen das eigentliche Ziel.
Auch die ukrainischen Oligarchen sind deshalb keine Nutznießer des Krieges, sie verlieren im Gegenteil Milliarden darin. Insofern ist der behauptete Gegensatz zwischen den Interessen verschiedener Teile der Wirtschaftselite zwar korrekt beschrieben, aber nicht zu Ende gedacht.
Lieber NikolausH,
danke für Ihren Kommentar. Das scheint mir tatsächlich eine wichtige Dimension zu sein, die medial derzeit auch nur am Rande diskutiert wird: Bisher sieht es so aus, als verliert die ukrainische Oligarchie durch den Krieg an politischem Gewicht. Wobei mein Eindruck ist, dass wir zunächst warten sollten, bis sich der Nebel des Kriegs gelichtet hat. Möglicherweise handelt es sich nicht um einen Bedeutungsverlust der Oligarchie an sich, sondern lediglich um eine Rekonfiguration, nach der es neue oligarchische Schwergewichte geben wird, während andere ihre ökonomische Basis zerstört sehen. Wie Krieg Oligarchien umstrukturiert, erscheint mir auch jenseits der Ukraine eine spannende Frage zu sein.
Wie in meinem obigen Kommentar zu John.Gather bereits angemerkt, denke ich wie Sie, dass Ishchenkos Klassenanalyse eben nur begrenzt trägt. Schließlich ist die “Klasse“ der Oligarchen in der Ukraine und in Russland jeweils unterschiedlich organisiert und eingebunden in politische Machtverhältnisse. Hier vermisse ich etwas die “nationalen Parameter“ in seiner Analyse, die möglicherweise doch nicht vollkommen von der Klassenlogik überlagert werden. Auch Oligarchen müssen sich zum Nationalismus verhalten, den der Krieg entfacht hat, sowohl in Russland als auch der Ukraine.