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Als (Wissenschafts-)Philosoph und Informatiker (KI, Mensch-Maschine, Simulation) beschäftige ich mich schon lange mit dem Verhältnis zwischen KI und Gesellschaft, seit 2 Jahren auch speziell unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit. Grobkörnig gesprochen fällt mir auf, das sehr viele Nicht-Informatiker (Juristen, Soziologen, ...) über das Thema KI sprechen, ohne wirklich zu verstehen, was das ist 'KI', und umgekehrt wenig Informatiker, weil sie den 'Bannkreis' des Maschinellen Lernens kaum überschreiten.

Insgesamt führt dies zu einer Reduktion des Begriffs 'Intelligenz' (wer weiß schon was das ist ...) auf Intelligenz von Maschinen bei weitgehender Ausklammerung der Frage, was denn eigentlich 'menschliche Intelligenz' ist und wie sich beide Formen von Intelligenz zueinander verhalten können.

Ferner beobachte ich, wie der Begriff der Nachhaltigkeit vielfach beschränkt wird auf puren Ressourcenverbrauch (z.B. Energie), statt das gewaltige Paradigma der 'biologischen Nachhaltigkeit' (mit dem Teilaspekt des Ressourcenverbrauchs) in den Blick zu nehmen. Innerhalb des allgemeinen biologischen Evolutionskonzepts lassen sich alle (!) Teilaspekte von Nachhaltigkeit (etwas kunterbunt und wenig systematisch repräsentiert in den vielen Nachhaltigkeitszielen der UN) sehr einfach und systematisch verorten und dynamisch miteinander in Beziehung setzen.

Man könnte dann entdecken -- was einzelne KI-Forscher auch schon tun --, dass eine zentrale Eigenschaft von Homo-sapiens Populationen das ist, was --- bislang noch sehr blumig -- 'kollektive Intelligenz' genannt wird. Das kollektive Intelligenz kein 'Selbstläufer' ist, das zeigen die vielen kulturellen Katastrophen der letzten 10.000 (und mehr) Jahre. Zugleich zeigt aber gerade diese kollektive Intelligenz Realisierungsmöglichkeiten, die die Fähigkeiten von einzelnen oder kleinen Gruppe gewaltig übersteigen.

Eine Diskussion mit Aussicht auf 'konstruktive Ergebnisse' müsste daher die bisherigen Engführungen vermeiden und einen umfassenderen, dynamischeren Blick organisieren, durch den die vielen Sackgassen -- zumindest ansatzweise -- als solche auch 'enttarnt' werden.

Wer diesen Planeten weiter entwickeln will (!) und dies tun will, ohne sich mit dem Menschen näher zu befassen (unsere vielen sogenannten 'Kulturwissenschaften' helfen da nur bedingt), der kann dies nur tun mit einem Grad der 'Selbstverleugnung' seiner selbst, der eigentlich das gesamte andere Tun mehr als in Frage stellt.






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Lieber gerd.DH,

haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar, in dem Sie auf wichtige Aspekte zum Thema KI und Nachhaltigkeit hinweisen.

Wir stimmen Ihnen zu, dass über das Thema KI nur dann fundiert diskutiert werden kann, wenn es vorab in seiner Funktion verstanden wurde.

Wir werden uns in unserem zukünftigen Kanal „KI und Nachhaltigkeit“ ganz bewusst auf den Teilbereich „Maschinelles Lernen“ (ML) fokussieren. Sobald der Kanal angelaufen ist, sehen wir es als unsere Aufgaben an, zum einen den KI-Begriff gut zu definieren und zu rahmen und darüber hinaus auch zu erklären, warum wir uns auf ML beschränken. Wir geben Ihnen völlig Recht, dass wir für dieses Thema auf das Wissen von mehreren Fachdisziplinen angewiesen sind. Unser Kuratoren-Team wird diese Fächervielfalt abbilden.

Wenn wir von Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit ML sprechen, denken wir im Moment tatsächlich an erster Stelle an den verantwortungsvollen Umgang mit (Energie-)Ressourcen. Insofern sind wir Ihnen für den Hinweis dankbar, dass der Begriff der Nachhaltigkeit definitorisch weiter gefasst werden sollte.

Ein Hauptaspekt Ihres Kommentars betrifft die von Ihnen sogenannte „kollektive Intelligenz“. Möchten Sie uns vielleicht näher darlegen, was Sie darunter im Zusammenhang mit KI verstehen?

Herzliche Grüße

die te.ma-Redaktion

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