Sieg durch Apokalypse?

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Dan Gouré2022

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Geschrieben von Alexandra Sitenko

Bei te.ma veröffentlicht 25.10.2022

Geschrieben von Alexandra Sitenko
Bei te.ma veröffentlicht 25.10.2022

Seit Monaten mutmaßen westliche Staats- und Regierungschefs sowie Verteidigungsexperten über die Wahrscheinlichkeit, dass Moskau im Falle eines Scheiterns seiner konventionellen Kriegsführung gegen die Ukraine auf taktische Atomwaffen zurückgreifen würde. Dem Vizepräsidenten des US-amerikanischen Lexington Institute, Dan Gouré, zufolge deuten die russische Teilmobilmachung und die Durchführung von Referenden in den besetzten ukrainischen Gebieten auf eine reale Möglichkeit eines Einsatzes von Atomwaffen hin.

Nachdem Putins Pläne, erst die ukrainische Regierung zu stürzen und anschließend die Gebiete im Süden und Osten der Ukraine besetzt zu halten, gescheitert sind, hat der russische Präsident laut Gouré doch noch einen Weg gefunden, zu gewinnen: indem er verliert. 

Im Kern beinhaltet die Argumentation von Gouré, dass, wenn die ukrainischen Truppen ihre Gegenoffensive fortsetzen, sie als eine Bedrohung für die von Russland annektierten süd- und ostukrainischen Gebiete interpretiert wird. Darauf wird Putin nuklear antworten. Es sei unwesentlich, ob es sich dabei um ein konkretes Angriffsziel in der Ukraine handelt oder einen demonstrativen Einsatz auf unbewohntem Gebiet, die Auswirkungen wären dieselben. Ein solcher Schritt würde die Unterstützung des Westens für Kiew untergraben, da die USA und die Nato mit ziemlicher Sicherheit nicht nuklear reagieren werden.

Diese Annahme begründet Gouré mit seiner Teilnahme an militärischen Planspielen der USA und der Nato in den letzten Jahrzehnten, bei denen das Szenario eines Atomwaffeneinsatzes der gegnerischen Seite simuliert wurde. Daraus gewann er die Erkenntnis, dass es äußerst schwierig ist, das Nato-Bündnis zu einer gleichwertigen Reaktion zu bewegen, selbst wenn US-Streitkräfte oder Nato-Truppen das Ziel eines solchen Angriffs wären.

Sofern es sich nicht um einen massiven Angriff handelt, entschieden sich die Teams, die die US-Regierung und die Nato-Staaten vertraten, fast immer für eine verstärkte konventionelle Antwort oder gaben nach.

Im Wesentlichen würde der Westen also versuchen, genau die gleiche Strategie von Februar bis September 2022 fortzusetzen, also Kiew mehr und bessere konventionelle Waffen zur Verfügung zu stellen, Wirtschaftssanktionen auszuweiten und die Weltgemeinschaft dafür zu gewinnen, Russland zu einem Pariastaat zu machen. Es sei jedoch ein Irrtum zu glauben, so Gouré, dass man das Gleiche noch einmal tun und ein anderes Ergebnis erwarten könne. Die Bereitstellung zusätzlicher westlicher Militärausrüstung für die Ukraine, einschließlich weiterer Himars-Werfer, Langstreckenraketen, moderner Drohnen, schwerer Panzer und sogar F-16-Kampfflugzeuge, würde zwar sicherstellen, dass die Ukraine die russische Armee aufhalten kann. Den Krieg würde sie aber nicht beenden.

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Ein Paria-Staat ist ein Staat, dessen Verhalten  entweder vom Rest der internationalen Gemeinschaft (z.B. den Vereinten Nationen) oder von einigen der mächtigsten Staaten als nicht im Einklang mit internationalen Verhaltensnormen stehend angesehen wird. Ein Paria-Staat kann mit internationaler Isolation, Sanktionen oder sogar einer Invasion durch andere Staaten konfrontiert werden, die seine Politik oder sein Handeln für inakzeptabel halten.

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