Der Artikel von Talia Nanton und Camila Bailey ist Teil des Forschungsprojektes „Mediated wars, mediated refuge: Global media narratives of the Russia-Ukraine war” der Abteilung Medien und Kommunikation der London School of Economics and Political Science (LSE). Er präsentiert Ergebnisse der Analyse von Publikationen, die vom 24. Februar bis 14. März 2022 jeden Donnerstag, Freitag und Montag von der
Die Autorinnen haben wesentliche Merkmale ermittelt, die Brasiliens und Südafrikas neutrale Positionen zum Ukraine-Krieg in den Medien zum Ausdruck bringen. Grundsätzlich sticht hervor, dass sich die Berichterstattung in beiden Ländern überwiegend auf die Auswirkungen des Konflikts auf nationaler und nicht globaler Ebene konzentrierte (im Gegensatz zu der Berichterstattung im Westen). Die im Untersuchungszeitraum erschienenen Zeitungsartikel griffen etwa die schwindenden Wachstumsraten und wirtschaftliche Rückschläge wie die Schrumpfung des BIP und steigende Lebensmittelpreise auf. Die globalen Aspekte fanden in drei thematischen Strängen Erwähnung:
Wirtschaft: Sowohl die brasilianische Folha als auch die SABC konzentrierten sich konsequent auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges. 32 Prozent der in der Stichprobe erfassten Artikel waren wirtschaftlich ausgerichtet: Die SABC schrieb über die gravierenden Folgen für die weltweite Ernährungssicherheit und Folha über die Art und Weise, wie der Ausbruch des Konflikts die Versorgung des Weltmarkts mit Nahrungsmitteln bedroht.
Konfliktlösung: Ein weiterer Themenstrang bezog sich auf die Notwendigkeit einer friedlichen Lösung des Konflikts. Zitiert wird der damalige brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der die Haltung seines Landes Ende Februar als neutral bezeichnete und für eine Verhandlungslösung
Sanktionen: Die Berichterstattung von SABC und Folha über die westlichen Sanktionen gegen Russland war überwiegend von einem kritischen Ton gekennzeichnet. Ohne deren Verhängung durch den Westen direkt zu verurteilen, sprachen die Medien von beispiellosen Einschränkungen und sogar Brutalität der westlichen Reaktion. Den Zuschauern und Lesern wurde versichert, dass Russlands bereits schwächelnde Wirtschaft die Auswirkungen der Sanktionen zu spüren bekommen werde.
Die Analyse der Veröffentlichungen in den wichtigsten Medien Brasilien und Südafrikas in den ersten Wochen des Krieges in der Ukraine veranschaulicht, wie die unparteiische Haltung der Regierungen dieser Länder sowie der Leitmedien selbst diplomatisch und kommunikativ dargestellt wurde. Sie zeigt zudem, dass die neutrale Haltung durch Auftritte der jeweiligen Staatschefs auf der internationalen Bühne nach außen und über die heimische Berichterstattung auch sehr bewusst nach innen kommuniziert wurde.