Die Abstimmung in der UN-Vollversammlung am 12. Oktober 2022, die die illegale Annexion ukrainischer Gebiete durch Russland mit großer Mehrheit verurteilte, wurde als „Zeichen einer internationalen Allianz gegen Putin“ bezeichnet und als „klare internationale Isolation Russlands“ gedeutet.
Für Johannes Plagemann vom German Institute for Global and Area Studies (GIGA) ist das
Der erste Grund hat mit unterschiedlichen Wahrnehmungen der Reichweite der Kriegsereignisse zu tun. Während Europa Russland als die größte sicherheitspolitische Bedrohung sieht, ergibt sich für die meisten Staaten im Globalen Süden aufgrund der geografischen Entfernung kein direktes Bedrohungsszenario. Dass mit der Ukraine nun ein europäisches Land betroffen ist und sich die europäische Sicherheitsarchitektur als instabil erwiesen hat, markiert für sie noch keinen Epochenbruch. Dementsprechend findet der Ukraine-Krieg in der Öffentlichkeit vieler dieser Staaten entweder kaum oder unter anderen Vorzeichen als in Europa statt. Zum Beispiel wenn es darum geht, die Folgen für die Weltwirtschaft zu diskutieren.
Der zweite Grund betrifft die partikularen ökonomischen Interessen des Globalen Südens: Es geht um Rüstungsimporte aus Russland sowie den Import und Export von Weizen, Düngemitteln und anderen Rohstoffen. Als Beispiele nennt Plagemann Ägypten, Algerien und China, die große Mengen an Waffen aus Russland beziehen. Auch für Indien und Vietnam ist Russland ein wichtiger Lieferant von Rüstungsgütern. Weizen aus Russland ist Grundnahrungsmittel im Nahen Osten und Nordafrika, während Brasilien und asiatische Staaten große Mengen an russischen Düngemitteln beziehen, die für die Agrarwirtschaft unverzichtbar sind.
Der dritte Grund ist wohl der wichtigste. Ihre zurückhaltende Position erlaubt es den Staaten des Globalen Südens, wählen zu können, mit wem sie kooperieren. Dadurch können sie ihre Autonomie
Der Autor erinnert außerdem daran, dass die USA im letzten Jahrhundert in Staaten wie Mosambik oder Angola blutige Stellvertreterkriege gegen die von der Sowjetunion gestützten Befreiungsbewegungen führten.
Plagemann kommt zum Schluss, dass eine Außenpolitik mit dem Ziel, Russland oder China auszuschließen, wenig erfolgversprechend sei. Im Globalen Süden fänden sich nur wenige euphorische Abnehmer für den von der Biden-Administration ausgerufenen globalen Wettstreit zwischen Autokratien und Demokratien. Er empfiehlt Deutschland und Europa, sich darauf zu konzentrieren, Alternativen zu Russland und China anzubieten, etwa im Rahmen der im Dezember 2021 vorgestellten