Seit einigen Jahren erlebt das Konzept von „
In einer gemeinsamen Erklärung mit US-Präsident Joe Biden brachte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 25. März 2022 ihre Auffassung zum Ausdruck: „Putin versucht, die Uhr in eine andere Zeit zurückzudrehen, eine Ära der brutalen Gewaltanwendung, der Machtpolitik, der Einflusssphären und der inneren Unterdrückung. Ich bin zuversichtlich, dass er damit scheitern wird.“
Die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin Emma Ashford argumentiert in ihrem Text hingegen, dass der Krieg in der Ukraine der internationalen Gemeinschaft gerade vor Augen führt, dass Einflusssphären kein Anachronismus, sondern die harte Realität der internationalen Politik sind und schon immer waren. Ihrer Meinung nach entschied sich Putin für eine riskante und kostspielige Militäroperation aufgrund der Gefahr, dass die Ukraine Russlands Einflussbereich für immer verlassen könnte und weil die USA ihm keine Zugeständnisse machen wollten.
Im geopolitischen Sinne stehe der Krieg in der Ukraine somit sinnbildlich für einen Kampf um Einflusssphären in der Weltpolitik.
In der Weigerung die Realität von Einflusssphären anzuerkennen sieht Ashford einen gravierenden Fehler der US-Politik in der Ukraine.
Die brutale Realität der internationalen Politik bedeute für kleinere Länder allerdings nicht, durch ihre größeren Nachbarn zwingend erobert zu werden. Kleinere Staaten können heute ihre eigenen militärischen Fähigkeiten ausbauen und Unterstützung von anderen Ländern erhalten, um ihre größeren Nachbarn abzuschrecken. Als Beispiel nennt die Autorin Taiwan, das von den USA erstmals direkte Militärhilfe bekommen soll.
Auch die Ukraine wird massiv mit modernen Waffen aus dem Westen unterstützt, um die russische Aggression abzuwehren. Im Falle der Ukraine konnten die Waffenlieferungen Russland jedoch bis jetzt nicht zum Rückzug bewegen, und auch China schreckt vor Militärmanövern vor Taiwans Küste nicht zurück.
Die machtpolitische Realität wäre beim Formulieren außenpolitischer Strategien allerdings zu berücksichtigen. Die mangelnde Bereitschaft der USA, einen alternativen Weg für die Ukraine, Georgien, Moldawien in Betracht zu ziehen, trug Ashford zufolge zum giftigen Gemisch aus politischen Streitigkeiten, Sicherheitsbedenken und imperialistischen Ambitionen bei, die den Krieg in der Ukraine verursachten. Wie auch immer dieser Krieg ausgehe, es sei ein politisches Versagen, dass er überhaupt stattgefunden habe.
In einer Zeit, in der die Grenzen der westlichen Einflusssphäre hinterfragt werden und mit denen Russlands und Chinas in Konflikt treten, könnten die richtigen Lehren aus dem Konflikt um die Ukraine nicht dringlicher sein.