Likhacheva gibt im Finansowy shurnal, der Forschungspublikation des russischen Finanzministeriums, einen Einblick, wie sieben Jahre Sanktionsregime (2014-21) gegen Russland zu neuen und langfristigen Weichenstellungen in der russischen Wirtschaft geführt haben. Einerseits habe die russische Regierung daran gearbeitet, die Wirtschaft resilienter zu machen. Im russischen Finanzsektor etwa wurden Maßnahmen ergriffen, die den gesamten Sektor weniger anfällig für zukünftige Sanktionen machen sollten. Andererseits hätten als strategisch wichtig erachtete Wirtschaftszweige wie der Schiffbau oder die Energiewirtschaft versucht, ihre Lieferketten umzubauen.
Diese Reformen seien vor allem präventiv gewesen, argumentiert Likhacheva. Zwar waren die Maßnahmen nicht in allen Sektoren gleichermaßen erfolgreich. Westliche Sanktionen hätten allerdings auch keinen Wechsel der russischen Politik ausgelöst. Likhacheva ist vor allem an der Performance ausgewählter Sektoren – Finanzindustrie, Schiffbau, IT, Raumfahrtindustrie, Rohstoffwirtschaft – interessiert, die sie mithilfe von Gesetzesänderungen, Statistiken und Berichten analysiert.
Ihrer Studie liegt die Idee zugrunde, dass die in den vergangenen Jahrzehnten rasant voranschreitende Globalisierung zu wirtschaftlichen Verflechtungen geführt hat, die nun unter bestimmten Umständen von Staaten als Waffe eingesetzt werden können.
Likhachevas Analyse macht anhand der russischen Politik auf die Ambivalenz von Sanktionen aufmerksam: Zweifellos schwächten die 2014 verhängten Sanktionen die russische Wirtschaft, wenngleich sensible Bereiche ausgespart wurden.