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Anastasia B. Likhacheva2021

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Geschrieben von Sebastian Hoppe

Bei te.ma veröffentlicht 31.10.2022

te.ma DOI https://doi.org/10.57964/dcmb-na25

Geschrieben von Sebastian Hoppe
Bei te.ma veröffentlicht 31.10.2022
te.ma DOI https://doi.org/10.57964/dcmb-na25

In der Diskussion um Sanktionen interessieren oft nur die unmittelbaren Folgen für das Zielland. Wie Anastasia Likhacheva zeigt, haben Sanktionen auch eine langfristige Signalwirkung – vor allem in Russland, dessen Unternehmen, Behörden und internationale Partner sich seit fast einem Jahrzehnt auf eine Zukunft mit dauerhaften Handelsbeschränkungen einstellen.

Likhacheva gibt im Finansowy shurnal, der Forschungspublikation des russischen Finanzministeriums, einen Einblick, wie sieben Jahre Sanktionsregime (2014-21) gegen Russland zu neuen und langfristigen Weichenstellungen in der russischen Wirtschaft geführt haben. Einerseits habe die russische Regierung daran gearbeitet, die Wirtschaft resilienter zu machen. Im russischen Finanzsektor etwa wurden Maßnahmen ergriffen, die den gesamten Sektor weniger anfällig für zukünftige Sanktionen machen sollten. Andererseits hätten als strategisch wichtig erachtete Wirtschaftszweige wie der Schiffbau oder die Energiewirtschaft versucht, ihre Lieferketten umzubauen. 

Diese Reformen seien vor allem präventiv gewesen, argumentiert Likhacheva. Zwar waren die Maßnahmen nicht in allen Sektoren gleichermaßen erfolgreich. Westliche  Sanktionen hätten allerdings auch keinen Wechsel der russischen Politik ausgelöst. Likhacheva ist vor allem an der Performance ausgewählter Sektoren – Finanzindustrie, Schiffbau, IT, Raumfahrtindustrie, Rohstoffwirtschaft – interessiert, die sie mithilfe von Gesetzesänderungen, Statistiken und Berichten analysiert. 

Ihrer Studie liegt die Idee zugrunde, dass die in den vergangenen Jahrzehnten rasant voranschreitende Globalisierung zu wirtschaftlichen Verflechtungen geführt hat, die nun unter bestimmten Umständen von Staaten als Waffe eingesetzt werden können.1 Mark Galeotti nennt dies in seinem jüngsten Buch die Weaponisation of Everything, bezieht sich dabei aber vor allem auf die russische Politik.2 Likhacheva hingegen sieht den Wandel klassischer, auf Verhaltensänderung zielender Sanktionen hin zu neuartigen Sanktionsregimen. Diese werden die internationale Politik langfristig verändern und „das Feld möglicher Interaktionen verkleinern”. Sie markieren zudem einen umfassenderen Trend in den internationalen Beziehungen.

Likhachevas Analyse macht anhand der russischen Politik auf die Ambivalenz von Sanktionen aufmerksam: Zweifellos schwächten die 2014 verhängten Sanktionen die russische Wirtschaft, wenngleich sensible Bereiche ausgespart wurden.3 Den Kurs der russischen Politik konnten sie jedoch nicht verändern. Acht Jahre nach der Annexion der Krim folgte ein noch umfassenderer Krieg gegen die gesamte Ukraine.

Fußnoten
3

Newman A. L. Farrell H.: Weaponized Interdependence. How Global Economic Networks Shape State Coercion. In: International Security. Band 44, Nr. 1, 2019, S. 42–79.

Siehe auch Mark Galeotti: The Weaponisation of Everything: A Field Guide to the New Way of War. New Haven, CT, London: Yale University Press, 2022. ISBN 9780300253443.

Peter A.G. van Bergeijk: Sanctions Against the Russian War on Ukraine. Lessons from History and Current Prospects. In: Journal of World Trade. Band 56, Nr. 4, 2022, S. 571–86. 10.54648/trad2022023

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