Was es für ein nachhaltig soziales Leben braucht

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Eva Senghaas-Knobloch2009
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Was es für ein nachhaltig soziales Leben braucht

»„Soziale Nachhaltigkeit“ – Konzeptionelle Perspektiven«

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Geschrieben von Solveig Klepper

Bei te.ma veröffentlicht 04.04.2023

te.ma DOI https://doi.org/10.57964/39vk-5d46

Geschrieben von Solveig Klepper
Bei te.ma veröffentlicht 04.04.2023
te.ma DOI https://doi.org/10.57964/39vk-5d46

Wie können wir sicherstellen, dass eine ökologisch nachhaltige Entwicklung auch sozial gerecht ist? Dieser Frage geht Eva Senghaas-Knobloch nach. Sie untersucht Ansätze zur Messung und Konzeptualisierung sozialer Nachhaltigkeit. Diese sieht sie als Grundvoraussetzung für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung an.

Durch die Analyse verschiedener Ansätze zur Konzeptualisierung und Messung sozialer Nachhaltigkeit bietet Eva Senghaas-Knobloch wertvolle Einblicke in das komplexe Thema Nachhaltigkeit. Sie unterscheidet zwei Bedeutungsebenen sozialer Nachhaltigkeit, die um 2008 in der Nachhaltigkeitsforschung zu finden waren. In der ersten Bedeutung geht es um das Soziale in Relation zum Ökologischen: Ohne die natürliche Welt ist das Soziale nicht lebensfähig. Es wird daher als nicht überschreitbare Grenze für ökologisches Handeln thematisiert. Der ökologischen Dimension wird hierbei der Vorrang eingeräumt. Man muss ökologisch nachhaltig handeln, um soziales Leben überhaupt zu ermöglichen. In einer zweiten Bedeutung wird das Soziale in seinem Eigenwert wahrgenommen und die Zukunftsfähigkeit der sozialen Einheit, also der Gesellschaft, betrachtet. Aus dieser Perspektive können die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension miteinander in Konflikt geraten. So hat beispielsweise die Abschaffung von Kohlekraftwerken einen positiven ökologischen Effekt, führt möglicherweise allerdings auch zu einer geringeren Anzahl an Arbeitsplätzen und so zu erhöhter Arbeitslosigkeit. 

Die allgemeine Herausforderung für eine nachhaltige Entwicklung besteht Senghaas-Knobloch zufolge darin, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte nicht als getrennte und konkurrierende Dimensionen zu betrachten, sondern gleichermaßen zu integrieren. Die Frage sei, ob das Konzept der sozialen Nachhaltigkeit eine Perspektive bietet, aus der sowohl die Problematik der begrenzten natürlichen Ressourcen als auch der besondere Charakter der sozialen Nachhaltigkeit gemeinsam betrachtet werden können.

Laut Eva Senghaas-Knobloch kann eine solche gemeinsame Perspektive mit Fokus auf den gesellschaftlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen gefunden werden. Zum einen sei es höchst relevant für die ökologische und die soziale Dimension, wie der Einsatz natürlicher Ressourcen gesellschaftlich organisiert wird. Zum anderen kämen durch die gemeinsame Perspektive nicht nur die Umwelt, sondern auch der Mensch und dessen Arbeitskraft zum Vorschein. Letztere können als Ressource betrachtet werden, für die ein schonender Umgang von höchster Relevanz ist. Bei unachtsamem Umgang könne diese auch „vernutzt“ oder vergiftet werden: Menschliche Fähigkeiten können verloren gehen, wenn sie nicht gebraucht werden. Ein Betriebsklima kann „kippen“ und die Bereitschaft für solidarisches Handeln kann abnehmen, wenn diese abgenutzt bzw. überlastet wird. Durch die Einbeziehung der natürlichen Bedingungen des Menschen hilft diese Perspektive dabei, die ökologische und soziale Dimension gleichermaßen zu berücksichtigen.

Dabei ergebe sich laut der Autorin eine normative Problematik: Sollte in der Nachhaltigkeitsdebatte nachgewiesen werden, dass sich der Schutz der menschlichen Arbeitskraft und des sozialen Zusammenhalts „rechnen“, oder sollte es genügen, auf die Würde des Menschen zu verweisen? Nach Eva Senghaas-Knobloch ist es angeraten, beides zu tun.  

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Hier finde ich spannend, dass auch der Mensch und dessen Bereitschaft in der Gesellschaft etwas zu verändern als begrenzte Ressource betrachtet wird. So muss man vielleicht auch darauf achten, dass nicht unbegrenzt viel von Menschen erwartet werden darf. Auch wenn das für die ökologische Nachhaltigkeit eigentlich notwendig wäre.

Total 1

Das ist eine wichtige Überlegung, die du da anstellst. Es ist definitiv so, dass die menschlichen Ressourcen nicht unbegrenzt sind und wir uns bewusst sein müssen, dass eine Überbeanspruchung dieser Ressourcen negative Auswirkungen auf die Gesellschaft haben kann. Allerdings bin ich nicht der Meinung, dass es für die ökologische Nachhaltigkeit notwendig ist, die “Ressource Mensch” zu erschöpfen.

 

Ich denke, um ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu vereinen, müssen wir uns auf die Entwicklung von nachhaltigen Konzepten konzentrieren, die sowohl die natürlichen Ressourcen als auch die menschliche Arbeitskraft und Bereitschaft schonen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Förderung von Technologien und Innovationen, die den Einsatz natürlicher Ressourcen minimieren und gleichzeitig menschliche Arbeitskraft und Wohlbefinden berücksichtigen.

Zusätzlich müssen wir auch den gesellschaftlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen überdenken und umweltfreundliche Verhaltensweisen fördern, die auf die Begrenztheit von natürlichen Ressourcen und der menschlichen Arbeitskraft hinweisen. Dazu gehört auch die Stärkung der Bildung und Sensibilisierung für Nachhaltigkeit in der Gesellschaft.

Insgesamt müssen ökologische und soziale Nachhaltigkeit als gleichrangige Ziele verfolgt werden. Wie schon oben erwähnt, müssen wir uns bewusst sein, dass ökologische Nachhaltigkeit ohne soziale Nachhaltigkeit nicht nachhaltig sein kann und umgekehrt. Nur durch eine gemeinsame Perspektive auf die begrenzten natürlichen Ressourcen und die menschliche Arbeitskraft können wir sicherstellen, dass eine ökologisch nachhaltige Entwicklung auch sozial gerecht ist.

Total 0

Den Ansatz, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte nicht als konkurrierende Dimensionen zu betrachten, finde ich sehr gut und interessant. Jedoch sehe ich auch den Ursprung dieser „Konkurrenz“ immer noch gegeben, da ökologische und soziale Nachhaltigkeit auf den ersten Blick schwer miteinander vereinbar scheinen. In unserem Alltag scheint es doch auch oft so, dass ökologische Nachhaltigkeit mit Verzicht einhergeht und soziale Nachhaltigkeit ihren (auch ökologischen) „Preis“ hat.

Die Ansätze zur Realisierung dieses Konzepts leuchtet mir noch nicht direkt ein, da die „konkurrierenden Dimensionen“ schon so lange miteinander wetteifern und sich fest in verschiedenste Lebensbereiche eingefahren haben.

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