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Hier sehe ich als einen wichtigen Aspekt die vom Jahrhundertphilosophen Wittgenstein analysierte Bedeutung von Sprache, und damit auch ihrer Veränderungen:

Es gibt kein Denken ohne Sprache. Sprache schafft Wirklichkeit, und die Grenzen der Sprache sind die Grenzen des einzelnen Weltbildes.

Der Präzision und Vollständigkeit halber: Interessanterweise sind dies bereits Interpretations-Zuweisungen zu Wittgenstein, die von Wittgenstein selbst so nicht geäussert wurden. Vulgo also Pseudo-Zitate. Seine echte Darlegung war:

“- Wenn ich in der Sprache denke, so schweben mir nicht neben dem sprachlichen Ausdruck noch ‘Bedeutungen’ vor, sondern die Sprache selbst ist das Vehikel des Denkens.

- Die Idee sitzt gleichsam als Brille auf unserer Nase, und was wir ansehen, sehen wir durch sie. Wir kommen garnicht auf den Gedanken, sie abzunehmen”

In meiner persönlichen Wahrnehmung geradezu ehrfurchterweckende Analysen und Theoriebildungen! Insofern haben eben auch die “Gendersterne, neue Pluralformen oder veränderte Groß- und Kleinschreibung von Adjektiven“ eine sehr fundamentale Bedeutung, die von den meisten Interpretatoren (die beiden Autorinnen mal ausgenommen!) garnicht erst erkannt werden.

Es handelt sich insofern auch um eine garnicht zu unterschätzende gesellschaftliche Machtfrage.

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Ja, ein Verständnis davon, dass Sprache nicht einfach ein Mittel ist, mit dem sich Gedanken übertragen oder auf vor- oder außersprachliche Realitäten verweisen lässt, ist für gegenwärtige Diskurse um gendergerechte Sprache sicherlich sehr grundlegend. Und Sie haben Recht: Aus einem solchen Verständnis heraus kommt Gendersternen oder veränderten Schreibweisen eine weitreichende gesellschaftliche Tragweite zu.

Sicherlich ist ein Ringen um diese Zeichen auch eine gesellschaftliche Machtfrage und zwar in doppeltem Sinn.

Gerade die von Ihnen angeführte Kritik Wittgensteins (und andere Sprachtheorien des 20. Jahrhunderts) problematisieren ja ganz grundsätzlich die Frage der Handlungsmacht über Sprache. Insofern würde ich sagen, sollte man die „Machtfrage“ nicht nur als eine politische Frage zwischen gesellschaftlichen Anspruchsgruppen verstehen, sondern immer auch als Frage nach der Macht von und über Sprache überhaupt. Der Philosoph Martin Seel bietet in seinem Vortrag „Macht und Gegenmacht der Sprache“ einen guten Einblick in das Thema: https://www.youtube.com/watch?v=MrAH2aZjjsg

Vielleicht interessiert Sie der Beitrag ja. Ich werde da demnächst auch einen Re-Web dazu verfassen!

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