Die Verkörperung der Sowjetunion war die Mutter Heimat – eine Frau. Frauen (vor allem Frauen im Militär) nahmen in der Sowjetunion einen zentralen Punkt in der Selbst- und Außendarstellung ein: Sie wurden als Heldinnen gefeiert und verehrt und fungierten als Vorbild und Propagandamittel zugleich. Diese Heldinnenverehrung gab es in allen sowjetischen Republiken, auch in der Ukraine. Die Historikerin Kateryna Kobchenko argumentiert, dass die Praxis der Heldinnenverehrung in abgewandelter Form noch bestehe: Man verzichte auf die Bezüge zur Sowjetunion, aber bediene sich noch ähnlicher Ästhetik und Erinnerungsrituale.
Die Heldinnen und Helden der Sowjetunion waren diejenigen, die starben, als sie ihre Pflichten gegenüber dem Staat oder Stalin erfüllten. Dies sei die höchste Form von Heroismus gewesen, so Kobchenko. Insgesamt wurden in der Sowjetunion 95 Frauen als Held der Sowjetunion ausgezeichnet. Die meisten von ihnen hatten im Zweiten Weltkrieg etwas Bestimmtes geleistet oder ihr Leben geopfert. Eine der bekanntesten sowjetischen Frauen, die zur Heldin wurde, war Soja Kosmodemjanskaja, eine Partisanin, die 1941 im Alter von 18 Jahren von deutschen Besatzern gefoltert und hingerichtet wurde. Kobchenko schreibt, dass Kosmodemjanskaja als „Märtyrerin im Namen Stalins“ in das sowjetische Kollektivgedächtnis einging. Neben den Geschichten der Märtyrer, die sich für Mutter Heimat und Stalin opferten, waren die Biographien von Pilotinnen ein populärer Heldenmythos, denn das Fliegen, so Kobchenko, war das Symbol für Moderne und Fortschritt schlechthin. Kobchenko schreibt, dass der sowjetische Kult um tote Helden und Heldinnen sowie ihre Verehrung sie unsterblich gemacht habe. Durch Denkmäler und Erinnerungsrituale würden die Helden und Heldinnen ein dauerhaftes Dasein auf der irdischen Welt erhalten.
In der Ukraine wurde im Mai 2015 die Politik der
Mit anderen Heldinnen, wie zum Beispiel mit Soja Kosmodemjanskaja, gehe man dagegen ganz anders um. In der heutigen Ukraine werde sie eher als junges, unschuldiges Mädchen wahrgenommen und nicht als eine heroische Partisanin. Andere ukrainische Frauen, die seit der Unabhängigkeit in den Heldinnenkanon aufgenommen wurden, würde man auch weniger heroisch darstellen.