Mit dem europäischen Grünen Deal (European Green Deal) hat die Europäische Union 2020 ein umfassendes und 600 Milliarden Euro schweres Maßnahmenpaket auf den Weg gebracht, das zwei Ziele verfolgt: Zum einen sollen in Europa bis 2050 keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden. Und zum anderen soll die EU-Wirtschaft weiter wachsen, diesmal entkoppelt vom Verbrauch fossiler Ressourcen. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die darauf folgende schrittweise Selbstabkopplung Europas von Öl- und Gasimporten aus Russland hat die Dringlichkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien noch einmal erhöht.
Die beiden Wirtschaftsgeographen Andrés Rodríguez-Pose und Federico Bartalucci zeigen in ihrer Forschung, dass die regionalen sozioökonomischen Auswirkungen der Klimamaßnahmen in Europa hochgradig ungleich sind.
Um zu verstehen, auf was für Gesellschaften die Maßnahmen treffen, muss man sich die wirtschaftliche Situation in Europa seit der
Auch die EU-Kommission hat den Zusammenhang zwischen regionalen Ungleichheiten und der politischen Infragestellung des europäischen Projektes erkannt und versucht intensiv, durch eine sog.
Um zu verstehen, wie sich der Ausstieg aus den fossilen Industrien und eine CO2-Besteuerung (direkte Maßnahmen) sowie die Umgestaltung des Arbeitsmarktes und die Umleitung von Kapitalströmen (indirekte Maßnahmen) auf die bereits jetzt hochgradig ungleichen Gesellschaften Europas auswirken, haben Rodríguez-Pose und Bartalucci einen eigenen Index entwickelt, den Regional Green Transition Vulnerability Index. Dieser misst den Grad der Verwundbarkeit einer Region durch die grüne Transition. Er bündelt Faktoren wie die Abhängigkeit von fossiler Energie, die ausgestoßenen CO2-Emissionen, Transport-, Energie- und Tourismusinfrastruktur sowie die Landwirtschafts- und Industriestruktur einer Region.
Der Befund ist glasklar: Städtische Randregionen und ländliche Gebiete sind anfälliger für sozioökonomische Rückschläge durch Klimamaßnahmen. Zwar finden sich auch relativ reiche Orte mit hoher Anfälligkeit, die bis jetzt weniger betroffen sind. Doch die an Fahrt aufnehmenden Maßnahmen gegen den Klimawandel dürften langfristig auch ihnen zu schaffen machen.
Das Interessante an der Arbeit von Rodríguez-Pose und Bartalucci ist, dass sie die Verbindung zur Politik hinter der grünen Transition herstellt.
Rodríguez-Poses und Bartaluccis Analyse macht somit deutlich, dass es bei der Wirtschaftspolitik hinter den Maßnahmen gegen die Klimakrise eines Umdenkens bedarf. Bisher liegt der Fokus vor allem auf der Kompensation von betroffenen Gebieten. Nimmt man die Ergebnisse der beiden Geographen jedoch ernst, müsste vielmehr nach alternativen regionalen Entwicklungsmodellen gesucht werden.