Gleich zu Beginn des Interviews spricht Nübling den meisten Unterzeichnern des Aufrufs die fachliche Kompetenz für germanistische Linguistik ab. Die Verfasser repräsentierten zudem nicht die in der Forschung aktiven Linguisten.
Die Argumentation des Aufrufs bezeichnet Nübling als „wenig wissenschaftlich“ und nennt als Beispiel den Vorwurf, Befürworter von Gendersprache würden Genus und Sexus vermengen. Dabei unterscheidet die Genderlinguistik sogar drei Kategorien voneinander, nämlich Genus, Sexus und das soziale Geschlecht (Gender). Nübling wirft Gegnern der Gendersprache zudem vor, sich in eine „Opferposition“ zu bringen, indem sie fälschlicherweise behaupten, ihnen würde eine neue Sprache vorgeschrieben.
Nach ihrer unmissverständlichen Kritik an der Gegenseite mag der Schlussappell der Sprachforscherin für den einen oder anderen etwas überraschend wirken: Es sollten sich „alle in Toleranz üben“ und „die Bemühungen um geschlechtersensibles Sprechen nicht abwerten“.