Wirtschaftssanktionen würden durchaus ihre Zwecke erfüllen, sagt van Bergeijk und zeigt zunächst die wesentlichen Voraussetzungen für ihre Effektivität auf.
Um die Erfolgschancen der gegenwärtigen Russland-Sanktionen auszuloten, lohnt laut van Bergeijk der Blick in die Geschichte. Vier vergleichbare Sanktionspakete drängen sich auf: (1) gegen das südafrikanische Apartheid-Regime in den 1980er Jahren, (2) gegen die Besetzung von Kuwait durch den Irak 1990, (3) gegen das iranische Atomprogramm sowie (4) gegen die russische Annexion der Krim.
Viele dieser Maßnahmen seien härter gewesen als die derzeitigen Sanktionen gegen Russland: So wurden weder sofort alle Vermögenswerte eingefroren und ein vollständiger Ölboykott inklusive Blockade durchgesetzt (wie gegen den Irak) noch wurde das Land vollkommen vom globalen SWIFT-Bezahlsystem ausgeschlossen (wie gegen den Iran). Auch bezüglich Geschwindigkeit und Anzahl der beteiligten Länder überbieten frühere Sanktionspakete diejenigen von 2014 sowie 2022 gegen Russland.
Sind die Sanktionen gegen Russlands Krieg demnach zu wenig durchgreifend, und sollten sie fallengelassen werden? Oder müssen umgekehrt heutige Demokratien noch umfangreichere Kosten für die eigene Wirtschaft in Kauf nehmen, um die Politik des Kremls zu beeinflussen? Effektiv könnten die Sanktionen erst sein, so van Bergeijk, wenn mindestens ein vollumfängliches Verbot von Kapitalexporten sowie ein komplettes Energieembargo verhängt würden.
Allerdings würde dies die Wirtschaft womöglich erst zu einer richtigen „Waffe“ machen, wie es Nicholas Mulder in seinem jüngst erschienenen Buch bezeichnet hat.