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Deborah Arbes stellt vor:

Einfach können – Gendern

Re-Book

Einfach können – Gendern

Inhalte

Intro

Geschrieben von Deborah Arbes

Bei te.ma veröffentlicht 20.04.2023

te.ma DOI 10.57964/7r01-n440

Geschrieben von Deborah Arbes
Bei te.ma veröffentlicht 20.04.2023
te.ma DOI 10.57964/7r01-n440

Mit Einfach können – Gendern ist im Dudenverlag ein kurzes, aber umfassendes Buch erschienen, das gendersensibles Schreiben vereinfachen soll. Basierend auf dem Online-Wörterbuch geschicktgendern.de präsentiert Johanna Usinger eine Vielzahl von gendergerechten Formulierungen und gibt Tipps für die Schreibpraxis.

Im Jahr 2015 ist das Online-Wörterbuch geschicktgendern.de mit gerade einmal 150 Wörtern gestartet. Seither ist das Crowd-Projekt stetig gewachsen und beinhaltet mittlerweile mehr als zehnmal so viele Einträge. Nun liegt eine Auswahl in gedruckter Form vor. Das Buch ist in vier Teile gegliedert: In den ersten dreien werden die Möglichkeiten des Genderns dargestellt, ihre Vor- und Nachteile erklärt und in Beispielsätzen angewendet. Der vierte Teil ist das eigentliche Wörterbuch, in dem einer meist maskulinen Form „gendergerechte“ Alternativen gegenüberstehen.

Anfangs erwähnt Usinger digitale Tools, die auf „nicht gendergerechte Wörter“ aufmerksam machen und Verbesserungen vorschlagen. Sie vertritt jedoch die Meinung, dass es ganz leicht ist, diese Textstellen selbst zu finden und umzuformulieren. Hierfür stellt sie einen Fragebogen bereit, um festzustellen, ob das entsprechende Wort oder die Formulierung „schon gendergerecht“ ist. Dafür, dass an anderer Stelle noch diskutiert wird, ob es gendergerechte Sprache überhaupt geben kann, wird das Wort „gendergerecht“ hier mit großer Selbstverständlichkeit und etwas inflationär gebraucht. Von Anfang an wird deutlich: Es wird nicht für oder gegen das Gendern argumentiert. Dass die Leser*innen gendersensible Sprache nutzen wollen, wird vorausgesetzt. Hier geht es nur noch um das Wie. 

„Es gibt nicht die eine gendergerechte Sprache“, sagt die Autorin. Zehn gängige Möglichkeiten zu gendern werden auf jeweils einer Seite vorgestellt und geprüft. Diese sind:

  1. Doppelnennung: Lehrerinnen und Lehrer

  2. Neutrale Formen: die Lehrkräfte

  3. Schrägstrich: die Lehrer/innen, die Lehrer/-innen

  4. Gendersternchen: die Lehrer*innen

  5. Doppelpunkt: die Lehrer:innen

  6. Einklammerung: die Lehrer(innen)

  7. Unterstrich: die Lehrer_innen

  8. Binnen-I: die LehrerInnen

  9. Maskulin und Feminin im Wechsel: die Pfleger, Ärztinnen, Ergotherapeuten und Geburtshelferinnen

  10. Fußnote mit Verweis auf die generische Form: die Lehrer1


Wie wir sehen, ist die Auswahl groß. Jede Möglichkeit hat ihre Stärken und Schwächen, die anhand verschiedener Kriterien überprüft  werden: 

  • Sind Frauen und Männer mit einbezogen oder gleich alle Geschlechter? 

  • Entspricht die Form der Rechtschreibnorm?

  • Wird der Lesefluss gestört oder verlängert sich der Text?

  • Ist die Form gesellschaftlich akzeptiert?

  • Barrierefreiheit 

Als barrierefrei gelten beispielsweise Doppelnennung, neutrale Formen, m/f abwechselnd und die Fußnote. Beim Kriterium der gesellschaftlichen Akzeptanz gibt es für die meisten Möglichkeiten keine eindeutige Antwort, sodass das Kriterium fast schon überflüssig wirkt. In einer Gesellschaft, die in Fragen rund ums Gendern so gespalten ist wie die deutschsprachige, kommt es immer darauf an, wen man fragt.     

Die ungeklärte Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz mancher Formen ist jedoch im Verlauf des Buches kein Grund für Unsicherheiten. Im Gegenteil: Für jede Textsorte werden Lösungen gefunden und konkreten Anforderungen an einen Text werden die jeweils passenden Möglichkeiten für gendergerechte Sprache zugeordnet. Wenn es zum Beispiel wichtig ist, alle Geschlechter explizit sichtbar zu machen, bieten sich Unterstrich oder Gendersternchen an. 

Die Anregung für das aus 1.000 Einträgen bestehende Wörterbuch lautet: „Nehmen Sie das Genderwörterbuch als Inspiration, Sprache kreativ und gendergerecht zu gestalten.“ Tatsächlich bietet dieser Teil zahlreiche Beispiele für abwechslungsreiches und inklusives Schreiben: 

Für viele Wörter gibt es ganz pragmatische und kurze Umformulierungen, die unauffällig im Text untergebracht werden können: z.B. „Badeaufsicht“ statt „Bademeister“ oder „Genussmensch“ statt „Feinschmecker“. Bereits genderneutrale Formen werden als solche gekennzeichnet, z.B. „Fan“, „Säugling“ oder „Profi“. Oftmals wird ein ursprünglich maskulines Wort mit Hilfe des Nomens „Person“ umschrieben. So wird aus dem „Hörer“ die „zuhörende Person“, aus dem „Mörder“ die „mordende Person“ und aus dem „Torhüter“ die „torhütende Person“ – vielleicht nicht immer die eleganteste Lösung.

Für einige maskuline Formen gibt es direkt mehrere Vorschläge: Anstatt „Benutzerkonto“ eignen sich „Account“, „Konto“, „Zugang“ oder „Profil“. Der „Besuchermagnet“ wird zum „Anziehungspunkt“, „Publikumsmagnet“, „Besuchsmagnet“, „Tourismusmagnet“ oder einfach zur „Sehenswürdigkeit“. In einigen Fällen bietet die Autorin einen ganzen Satz als Umformulierung an oder verdeutlicht die Alternative im Beispielsatz. Anstatt nach „dem Absender“ zu fragen, nennt sie die Alternative: „Von wem ist dieses Schreiben?“

Auf den 144 Seiten wird deutlich, wie sehr sich die deutsche Sprache im Hinblick aufs Gendern in einer Umbruchs- und Übergangsphase befindet. So leicht, wie oft behauptet wird, ist das Gendern anscheinend doch nicht, sonst bräuchten wir keinen Ratgeber dafür. Der mittlerweile seit etwa 50 Jahren andauernde Diskurs um gendergerechte Sprache hat eine Vielzahl von Möglichkeiten hervorgebracht, deren Verwendung teils akzeptiert und teils umstritten ist. Einfach können – Gendern stellt eine Momentaufnahme dieses Diskurses dar.

Fußnoten
1

„Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, wird hier und im folgenden Text zwar nur die maskuline Form genannt, stets sind aber Menschen aller Geschlechter gleichermaßen mitgemeint.“

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Eingeschränkter Zugang
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