Bereits vor Kriegsbeginn am 24.02.22 wurde die russische
Die Ukraine stellt ihrer Meinung nach das deutlichste Beispiel für das Versagen der russischen Soft Power dar. Als weitere erfolglose Fälle nennt sie Georgien, Moldawien und – mit unterschiedlichem Ausmaß an Misserfolg – alle postsowjetischen Republiken mit Ausnahme von Belarus, das aufgrund objektiver innen- und außenpolitischer Umstände mit Russland verbündet ist.
Die Ursache für das Scheitern sieht die Autorin in einer mangelnden Bereitschaft der russischen Politik, Soft Power überhaupt zu entwickeln. In den 1990er und frühen 2000er Jahren sei auf diesem Gebiet gar nichts unternommen worden. Später habe sich der Schwerpunkt überwiegend auf die „harte Macht“ verlagert. Es seien zwar Gelder für Veranstaltungen und Foren bereitgestellt worden, eine systematische Arbeit habe jedoch nicht stattgefunden. Burlinowa kritisiert, dass es der russischen Politik stets vordergründig darum ging, herausgehobene, sofort sichtbare Ergebnisse statt langfristiger Wirkung zu erzielen.
Soft Power speist sich jedoch aus einer langfristigen gegenseitigen Bindung in mehreren Bereichen (von Wirtschaft bis Kultur), so dass der außenpolitische Partner gar nicht erst auf die Idee kommt, sich andere Verbündete zu suchen. Als Beispiel nennt sie die Entwicklung der Beziehungen zwischen den USA und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg: Ohne militärischen Zwang folgen die Länder der Europäischen Union heute vielen Initiativen Washingtons und nehmen dabei sogar Nachteile für ihre wirtschaftlichen Interessen in Kauf.
Es gehe laut Burlinowa darum, Soft Power nicht nur durch die Vermarktung der eigenen Kultur und der eigenen Bedeutung für den außenpolitischen Partner zu fördern, sondern auch dadurch, dass man den Partner unabhängig von seiner territorialen Größe respektiere, ihm Aufmerksamkeit schenke und wichtige Projekte anbiete.
Russland brauche keine außenpolitischen Bündnisse nur zum Schein, sondern Partner, die sich für eine bilaterale Kooperation aus echtem Interesse und Überzeugung entscheiden. Dazu wiederum benötige Russlands politische Elite neue Gesichter – Menschen mit strategischem Denken, großer Geduld und einem konzeptionell neuen Ansatz für die innen- und außenpolitische Entwicklung des Landes.