Der Aufstieg des Populismus in westlichen Demokratien und die Entstehung eines autokratischen Nationalismus in Russland und China, so Gardels, hätten eines gemeinsam: Sie würden angetrieben vom „
Das Ergebnis sei ein Niedergang diplomatisch wertvoller „strategischer Empathie“, die der Historiker Zachary Shore als die Fähigkeit definiert, „zu verstehen, was den Gegner antreibt und einschränkt“.
Mit Blick auf die aktuelle Weltlage und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine stellt Gardels eine gewagte These auf: Könnte es sein, dass Xi Jinping am Vorabend des Krieges nur deshalb eine „Partnerschaft ohne Grenzen“ mit Russland verkündete, weil er tatsächlich an den unaufhaltsamen Niedergang des Westens glaubte und dessen Ausmaß überschätzte? Wie in den russischen wurden auch in den digital aufgeblasenen chinesischen Echokammern Ereignisse im Westen – etwa der Sturm auf das Washingtoner Kapitol, der chaotische Abzug aus Afghanistan oder auch die gesellschaftlich kontrovers diskutierte Identitätspolitik – zu einer einzigen Wahrheit stilisiert, die selbst die Entscheidungseliten in Moskau und Peking mit der objektiven Realität verwechselten.
Auch wenn es sich bei Gardels Text nur um einen spekulativen Kommentar handelt, spricht er doch eine wichtige Dimension der aktuellen, hoch konfrontativen internationalen Weltpolitik an: Die Digitalisierung verändert die Wahrnehmung, den Erregungsgrad und die Geschwindigkeit von Politik. Es wäre überraschend, wenn die Kriegspolitik von dieser Entwicklung unberührt bliebe.