Die „demokratische Pflicht“ im Titel stammt aus einem Aufsatz, den Henning Lobin (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache Mannheim) und Damaris Nübling (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) im Juni 2018 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten
In ihrem Artikel spaziert sie mit demonstrativen Gleichmut und scharfem analytischen Instrument fast den gesamten Problemkreis des Genderns ab, wie er sich einer der profiliertesten
Der Beitrag erschien im Sprachreport, einer sprachwissenschaftlichen Fachzeitschrift, die sich „an Bürger, Lehrer, Politiker und Journalisten [richtet], die wissen möchten, womit sich die Sprachgermanisten dieser Tage beschäftigten.“ In Hinblick auf die zunehmende gesellschaftliche Relevanz sprachlicher Fragen ein sinnvolles Programm, das allerdings nun selbst wieder sprachliche Gerechtigkeitsfragen aufwirft (... an Bürger oder auch an Bürgerinnen?).
Als Grammatikerin ist Zifonun vor allem am inneren Funktionieren der Sprache interessiert, weniger an den gesellschaftlichen und politischen Impulsen, die auf sie einwirken. Sie diskutiert unter anderem Doppelformen (Schüler und Schülerinnen – laut Zifonun je nach Situation mal sinnvoll, mal nicht), Neutralisierungen (Lehrperson und – Arztperson?), die Frage der „Bilder im Kopf“, die in psycholinguistischen Assoziationsexperimenten eine so wichtige Rolle spielt (Die Spione kamen aus dem Besprechungsraum – auch Frauen?) und den Genderstern / die Sprechpause (wird damit wirklich eine neue „Silbe“ eingeführt?).
Und natürlich diskutiert sie das generische Maskulinum. Und rügt ihren Kollegen Peter Eisenberg, ganz so unproblematisch, wie er sie darstelle, sei diese Form eben doch nicht, sie bleibe ein androzentrisch geprägtes „Ärgernis“.
Zifonuns frei zugänglicher Artikel ist kein Forschungspaper, sondern eine exemplarische Zusammenschau verschiedener – vor allem grammatikalischer – Argumente. Insofern eignet er sich weniger zur zusammenfassenden Darstellung, umso besser aber zur Lektüre. Er bezieht nur bedingt Position, klar ist dennoch: Aus psycho- oder soziolinguistischer Warte würde eine ähnliche Synthese zu anderen Ergebnissen kommen.