Kriege sind zerstörerische Motoren der Geschichte. Neben unendlichem Leid lösen sie oft Entwicklungen aus, die die Kriegführenden ursprünglich nicht beabsichtigt hatten. Russland führt bereits seit 2014 Krieg gegen die Ukraine. Was Wladimir Putin immer verhindern wollte, ist seitdem eingetreten: In einem der größten Länder Europas hat sich ein ziviles, genuin ukrainisches Nationalgefühl entwickelt, so der britische Historiker und Politikwissenschaftler Andrew Wilson. Er zeigt in seinem Paper, dass das für das postsowjetische Land etwas historisch Neues ist und dem imperial aufgeladenen Nationalismus Russlands gegenübersteht.
Wilson arbeitet heraus, inwiefern man über die vergangenen fünf Jahrhunderte von einer ukrainischen Nation sprechen kann.
Durch die
Die von Wilson beschriebene Verbindung von Krieg und sich konsolidierender Zivilgesellschaft besteht auch in Russland – wenn auch unter vollkommen anderen Vorzeichen. Denn nach Kriegsbeginn haben sich zahlreiche „zivilgesellschaftliche“ Initiativen in Russland gebildet, die sich entweder freiwillig oder mit staatlicher Hilfe in den Dienst der euphemistisch „militärische Spezialoperation“ genannten Invasion gestellt haben. Mit ihrer Unterstützung der neo-imperialen Kriegsanstrengungen des Kreml stehen sie der gen Europa ausgerichteten Zivilgesellschaft in der Ukraine diametral gegenüber.
Doch Wilson sieht auch eine dunkle Seite der neuen ukrainischen
Russland ist, so schlussfolgert Wilson, nicht nur der Treiber des ukrainischen
Derselbe Krieg hat demnach zwei ganz unterschiedliche Arten von Nationalbewusstsein „produziert“: Der ukrainischen Zivilnation steht der imperiale Nationalismus großer Teile der russischen Politik und Gesellschaft gegenüber.